Hass gegen Bürgergeld Bedürftige schüren. Die Gesellschaft spalten. Die Ärmsten gegen Arme ausspielen. Wenn es darum geht, hat eine Umfrage unter Gebäudereinigern ihr Ziel erreicht. Gefragt worden war, ob die Firmen bereits Erfahrungen damit gemacht hätten, dass Mitarbeiter aufgrund des höheren Bürgergelds kündigen. Und ja: In zwei Drittel aller Firmen sei man bereits davon betroffen. Seitens der zuständigen Gewerkschaft nennt man diese Bürgergeldumfrage „unseriös“.
Zwei Drittel der Firmen betroffen
2.500 Firmen des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks sind befragt worden. Davon hätten 28,4 Prozent erlebt, dass Angestellte mit Verweis auf das Bürgergeld das Handtuch geschmissen oder zumindest die Kündigung angedeutet haben. 40 Prozent sollen bereits Kündigungen erhalten haben, weil die Mitarbeiter künftig lieber Bürgergeld beziehen wollen.
Als Reaktion auf diese Umfrage: FDP will gegen vermeintlichen Bürgergeld Missbrauch vorgehen
Kritiker fühlen sich bestätigt
Diese Zahlen sind Wasser auf die Mühlen aller Bürgergeld-Gegner. Sie haben schon 2022 davor gewarnt, dass niemand mehr arbeiten wolle – und sehen sich jetzt bestätigt. Dass die Daten der Umfrage sich nicht in den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (BA) spiegeln oder zumindest von der Gewerkschaft bestätigt werden, sollte allerdings hellhörig werden lassen.
Weit hergeholte Behauptungen
Ulrike Laux, Vorständin der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), bringt es auf den Punkt:
„Diese Umfrage ist höchst unseriös, die Grundlage sind Annahmen statt Fakten.“
Wieder einmal würden Menschen mit niedrigen Einkommen gegeneinander ausgespielt. Konkret auf die Reinigungsbranche bezogen, verweist sie auf die Zahlen der BA: Demnach sei die Zahl der Arbeitslosen über alle Branchen hinweg um 5,6 Prozent, bei den Reinigungsberufen aber nur um 2,5 Prozent gestiegen. Das seien Fakten.
„Alles andere sind weit hergeholte Behauptungen“,
so Laux.
Bürgergeld-Regelsätze sind nicht transparent
Bürgergeldempfänger werden in Kollektivhaftung genommen
Bestätigt wird diese Aussage von Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Er sehe keine Fluchtbewegung von der Beschäftigung in die Sozialhilfe. Im Gegenteil: Immer weniger Menschen aus der Branche der Gebäudereiniger würden Leistungen nach dem SGB II – kurz Bürgergeld – beantragen. Daran habe die Einführung des Bürgergelds nichts geändert. Für Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, steht daher fest: Hier werden Einzelfälle dafür missbraucht,
„um alle Bezieher von Bürgergeld in Kollektivhaftung zu nehmen“.
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