Normalerweise dauert es wesentlich länger, ehe die Bedürfnisse von Hartz-IV-Empfängern Gehör in der Politik finden. Anscheinend hat die Zahl von über einer Million Kindern und Jugendlichen, die zum Schulstart auf finanzielle Hilfe vom Staat angewiesen sind, jetzt für eine etwas zügigere Herangehensweise gesorgt. Das Ergebnis: Statt 100 Euro sollen Kinder aus einkommensschwachen Familien künftig 120 Euro erhalten.
Anpassung laut Koalitionsvertrag
Seit 2011 haben Hartz 4 Familien Anspruch auf 100 Euro pro Schuljahr als Zuschuss für Hefte, Federmäppchen und Radiergummi – eben alles, was in der Schule benötigt wird. Der Betrag gliedert sich in zwei Chargen. 70 Euro gibt es direkt zum Beginn des Schuljahres. Die restlichen 30 Euro sind für das zweite Halbjahr vorgesehen. Dass man damit keine allzu großen Sprünge machen kann, zumal auch Schulbedarf immer teurer wird, sollte jedem bewusst sein.
Immerhin: Gedanken darüber, dass Hartz-IV-Empfänger durch die Ausgaben für die Schule bisweilen über Gebühr belastet werden, haben sich die Koalitionspartner offenbar schon gemacht. Denn im schwarz-roten Koalitionsvertrag ist eine Aufstockung des Starter-Pakets für Schulmaterial längst vorgesehen. Nur getan hat sich bislang nichts. Papier ist halt geduldig.
Immer mehr Kinder sind auf Hilfe angewiesen
Ob es die alarmierenden Zahlen waren, die jüngst von der „Passauer Neuen Presse“ veröffentlicht wurden (wir berichteten), die zum Umdenken zwangen, ist lediglich eine Mutmaßung. Doch 1.006.163 Schülerinnen und Schüler, die auf das Hilfspaket angewiesen sind, legen diese Vermutung nahe. Die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Sabine Zimmermann (Die Linke), hatte angesichts dieser Zahlen von einem Mangel an Chancengleichheit für ärmere Familien gesprochen.
Jetzt folgte die Reaktion der Unionsparteien. Aus einem Bildungspapier für die Klausurtagung des Fraktionsvorstandes geht laut Deutscher Presse Agentur hervor, dass die Leistungen für den Schulbedarf (sog. Bildungspaket) angepasst werden sollen. Von derzeit 100 auf künftig 120 Euro. Das ist mehr als nichts und immerhin ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Titelbild: pexels.com – Quelle www.pixabay.com