Die aktuelle Wohnungsmarktlage in Deutschland hat für Hartz IV Empfänger und andere Hilfebedürftige – und selbst für die Jobcenter – verheerende Folgen: In den vergangen sechs Jahren erhöhten sich die laufenden anerkannten Wohnkosten (ohne Betriebs- und Heizkosten) um 25 %! Dies geht aus der Antwort des Bundessozialministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die dem RND vorliegt.
Von 2011 auf 2017 erhöhten sich die Wohnkosten für Hartz IV Empfänger von 4,79 Euro auf 6,10 Euro pro Quadratmeter. Die Folgen für das Jobcenter: Höheren Ausgaben. Doch der Preisanstieg führt auch dazu, dass Hartz IV Empfänger immer mehr Unterkunftskosten aus eigener Tasche zahlen müssen. Denn das Jobcenter zahlt die Unterkunftskosten lediglich in angemessener Höhe – ist die Unterkunft teurer, muss der Hilfebedürftige die Differenz selbst zahlen.
Durchschnittliche Wohnfläche- und Kosten pro Bedarfsgemeinschaft
Die durchschnittlichen monatlichen Unterkunftskosten für Bedarfsgemeinschaften erhöhten sich von rund 915 Millionen Euro (August 2011) auf 1,02 Milliarden Euro (August 2017).
Erschreckend: Gleichzeitig sank die Anzahl der Hartz IV Bedarfsgemeinschaften mit anerkannten Unterkunftskosten in diesem Zeitraum um rund 200.000 Bedarfsgemeinschaften. Doch damit nicht genug: Die durchschnittliche Wohnfläche pro Bedarfsgemeinschaft verkleinerte sich zwischen 2011 und 2017 um 2,03 qm auf 61,27 qm.
Hartz IV Empfänger wohnen in immer kleineren, aber teureren Unterkünften als noch vor sechs Jahren. Diese Entwicklung ist absolut erschreckend!
Insbesondere in verschiedenen Großstädten in Süddeutschland konnten von 2016 auf 2017 große Kostensteigerungen beobachtet werden. In Reutlingen erhöhten sich die anerkannten Kosten der Kdu von 7,47 Euro auf 13,74 Euro pro Quadratmeter! In Nürnberg erhöhten sich die Kosten von 9,33 Euro (2016) auf 13,85 Euro pro Quadratmeter (2017).
Dauerhaft bezahlbarer Wohnraum notwendig
Für Hilfebedürftige und Menschen mit geringem Einkommen wird es immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Weil es zu wenig Sozialwohnungen gibt, werden Hartz 4 Empfänger in Frankfurt beispielsweise schon in schäbige Hotelzimmer im Rotlichtviertel gesteckt. Es muss endlich etwas in der Wohnungspolitik passieren!
Dieser Meinung ist auch die Linken-Fraktionsvize Caren Lay. Im Gespräch mit dem RND gab sie zu bedenken: „Es wird endlich Zeit für eine aktive soziale Wohnungsbaupolitik, um dauerhaft bezahlbare Mietwohnungen zu schaffen“. Die aktuelle individuelle Wohnraumförderung durch Mietzuschüsse fördert die Mietsteigerungen der Wohnungseigentümer nur noch weiter, so Lay.
Aus diesem Grund fordert die Linke jetzt unter anderem ein Mieterhöhungsstopp und ein öffentliches Wohnungsbauprogramm des Bundes.