Wenn der Lohn für geleistete Arbeit nicht einmal das Existenzminimum abdeckt, läuft etwas gewaltig falsch. Besonders häufig von diesem Dilemma betroffen sind Beschäftigte im Einzelhandel. Lohndumping treibt hier die Zahl der Hartz IV Aufstocker seit Jahren kontinuierlich in die Höhe. Zeit, etwas daran zu ändern, fordern die Linken mit Blick auf die aktuellen Tarifverhandlungen.
Eine Million Niedriglöhner
Der Einzelhandel kann derzeit nur mit einer Zahl punkten: drei Millionen Arbeiter und Angestellte, immerhin ein Plus von 240.000 Beschäftigten innerhalb von zehn Jahren. Aber: 49,7 Prozent arbeiten nur Teilzeit (Quote der Gesamtwirtschaft: 28 Prozent). Hinzu kommt, dass 40 Prozent der Neueinstellungen befristet erfolgen und knapp eine Million Beschäftigte nur einen Niedriglohn erhalten.
Die Konsequenz: Der Anteil derer, die im Einzelhandel mit Hartz IV aufstocken müssen, ist laut Berechnungen des gewerkschaftspolitischen Sprechers der Linken-Fraktion, Pascal Meiser, um 13 Prozent gestiegen. Insgesamt sind es 68.000 Betroffene. In den übrigen Wirtschaftszweigen ist die Zahl der Hartz IV Aufstocker indes spürbar gesunken. Besonders ärgerlich, so Meiser: „Allein mit den unbezahlten Überstunden“ ließen sich 22.000 Vollzeitstellen schaffen.
Tarifverträge leichter für verbindlich erklären
Die Linke pocht angesichts dieser Zahlen und Daten darauf, dass Tarifverträge künftig leichter für allgemein verbindlich erklärt werden können. Nur so sei es möglich, Lohndumping zu unterbinden. Davon ist man jedoch noch weit entfernt. Die aktuellen Verhandlungen sind noch längst nicht auf der Zielgerade. Verdi möchte eine Tariferhöhung um 6,5 Prozent für zwölf Monate, die Arbeitgeber bieten 2,9 Prozent für zwei Jahre. Das Ergebnis dürften Streiks sein. Das Problem: Zu wenige Beschäftigte sind in der Gewerkschaft – weniger als zehn Prozent. Der Vorschlag des Handelsverbands Deutschland: Eine Modernisierung der Verträge, damit sich mehr Unternehmen daran binden.
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