Noch immer redet ganz Deutschland über die Hartz IV Sanktionen und deren mögliche Abschaffung. Wie sich jetzt zeigte, sind nicht nur Erwachsenen von den Leistungskürzungen betroffen, sondern auch eine erschreckend hohe Zahl an Kindern.
80.000 Kinder und Jugendliche von Sanktionen betroffen
Einer Anfrage der Linksfraktion an das Bundesministerium zufolge lebten Ende vergangenen Jahres 79.899 Minderjährige in Haushalten, in denen mindestens einem Erwachsenem Sanktionen auferlegt wurden. 5261 der Kinder und Jugendlichen lebten sogar in Haushalten, in denen ein Erwachsener vollständig sanktioniert war und keinerlei Hartz IV Leistungen mehr erhielt. Laut der Anfrage, die der Funke Mediengruppe vorliegt, ist die Zahl im Vergleich zu den Vorjahren etwa gleichgeblieben.
Linken-Chefin sieht Risiko
Für Linken-Chefin Katja Kipping sind diese Zahlen alarmierend: „Ausgrenzungserfahrungen und materielle Nöte können gerade in jungen Jahren nachhaltig positive Wege verstellen“, so Kipping gegenüber der Funke Mediengruppe. „Materielle Not gerade in der Kindheit beeinträchtigt die Lernerfolge negativ. Hier wird etwas angerichtet, das später nur schwer zu korrigieren ist“. Die Linke spricht sich seit Langem gegen Sanktionen aus und fordert deren Abschaffung.
Deutsches Kinderhilfswerk meldet sich zu Wort
Auch Kinderschutzorganisationen wie das Deutsche Kinderhilfswerk verlangen mehr Unterstützung für Kinder aus Hartz IV Familien. Für den Geschäftsführer des Kinderhilfswerks., Holger Hofmann, gehören die Sanktionen klar abgeschafft: „Kinder leiden unter jeder Kürzung der Hartz-IV-Leistungen, denn schon der normale Hartz-IV-Regelsatz von Kindern entspricht nicht dem notwendigen soziokulturellen Existenzminimum.“ Das Urteil des Verfassungsgerichts, die Sanktionen auf 30 Prozent der Leistungen zu beschränken, sei für Familien zu wenig.
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