Häufig schützt selbst eine lebenslange Erwerbstätigkeit nicht vor Armut im Alter. Zu diesem traurigen Schluss kommt man bei Betrachtung der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag. Besonders auffällig: Die Kluft zwischen gesetzlichen Renten und Beamtenpensionen besteht weiterhin.
Regierung: 56,2 Prozent der Renten unter 1.000 Euro
Ende des Jahres 2019 lagen mehr als die Hälfte (56,2 Prozent) aller von den der Deutschen Rentenversicherung ausgezahlten Beträge unter 1000 Euro im Monat. Diese erschreckenden Zahlen gehen aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Frage der Linksfraktion im Bundestag hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland vorliegt. 23,8 Prozent aller Rentner sollen sogar weniger als 500 Euro monatlich bekommen – also knapp 5 Millionen Menschen.
Renten von Beamten deutlich höher
Doch längst nicht alle Pensionäre sind Teil dieser traurigen Statistik. Die Renten der Bundesbeamten zeigen ein anderes Bild: Nur 34,8 Prozent aller Beamten beziehen Rentenbeträge von unter 2.000 Euro monatlich. 45,6 Prozent der Renten liegen derweil zwischen 2.000 und 3.000 Euro, während 14,6 Prozent der Rentner Beträge zwischen 3.000 und 4.000 Euro beziehen. Knapp 5 Prozent der Beamtenrenten liegen über 4.000 Euro im Monat.
Regierung findet Unterschiede „nicht verwunderlich“
Bei der Auswertung dieser Zahlen sei allerdings zu beachten, dass bereits nach einer Wartezeit von 5 Jahren Rentenansprüche entstünden und so auch geringe Rentenbeträge ausgezahlt würden, so die Bundesregierung in ihrer Antwort weiter. Nach Informationen des RND weist die Regierung zudem darauf hin, dass Bundesbeamte häufiger Hochschulabschlüsse oder qualifizierte Ausbildungen hätten. Die höheren Renten der Beamten seien daher „nicht verwunderlich“.
Bartsch: Es droht „millionenfache Altersarmut“
Aus der Sicht von Dietmar Bartsch muss sich daran dringend etwas ändern:
„Der jetzige Zustand birgt die Gefahr, dass wir uns millionenfache Altersarmut organisieren„, so der Linken-Fraktionschef gegenüber dem RND.
Die geplante Grundrente sei zu niedrig, um Menschen dauerhaft vor Armut zu bewahren. Es dürfe keine Löhne geben, die im Alter den Bezug von Hartz IV Leistungen bzw. Grundsicherung im Alter bedeuten. Daher plädiert er bei der nächsten Bundestagswahl für eine grundlegende Reform des Rentensystems, die allen zugutekommt:
„Ich will ja nicht den Beamten etwas wegnehmen. Die Pensionen sind nicht zu hoch, sondern die Renten sind zu niedrig“.
Sein Lösungsansatz: eine Rentenversicherung, in die auch Beamte, Selbstständige und Abgeordnete einzahlen:
„Das wäre ein wesentlicher Punkt, die Finanzierung fairer zu gestalten, das Vertrauen in die gesetzliche Rente zu stärken und höhere Renten zu ermöglichen, insbesondere für Menschen, die jahrzehntelang eingezahlt haben und trotzdem mit ihrer gesetzlichen Rente kaum über die Runden kommen“.
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