Hartz IV und Armut müssten grundsätzlich getrennt werden? Eine Studie des Paritätischen Gesamtverbandes belegt nun das Gegenteil.
Hartz IV und Armut trennen?
Auf die Frage eines Journalisten, warum der Regelsatz für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren 2021 nicht steigen würde, sie seien schließlich die Bevölkerungsgruppe, die am häufigsten in Armut lebe, antwortete eine Regierungssprecherin kürzlich, dass Hartz IV grundsätzlich von Armut zu trennen sei:
„Eigentlich ist das Beziehen von Grundsicherung die Art wie Armut vermieden wird“.
Wie eine Studie des Paritätischen Gesamtverbandes nun offenbart, entspricht dieses Statement nicht der Realität – im Gegenteil.
Studie: Hartz IV schützt nicht vor Armut
Die Studie zeigt eine Wahrheit, die Hartz IV Bedürftigen bundesweit längst klar sein dürfte:
„Hartz IV schützt nicht vor Armut, sondern manifestiert sie. Millionen Menschen sind von der gesellschaftlichen Wohlstandsentwicklung abgekoppelt, ausgegrenzt und werden immer weiter abgehängt“, so Ulrich Schneider, Geschäftsführer des Paritätischen.
Die Forschungsstelle des Paritätischen hat sich im Rahmen der Studie mit der Frage beschäftigt, ob der Hartz IV Regelsatz genügt.
Methodisch sollte die Studie dabei in 3 Teilen nachweisen, ob und inwiefern die Leistungen vor Armut schützen, eine kulturelle sowie soziale Teilhabe ermöglichen und eine gesunde Ernährung gewährleisten. Die Ergebnisse waren jedoch ernüchternd.
Singles besonders betroffen
Besonders alleinstehende Hartz IV Empfänger sind laut der Studie „in besonderem Maß mit Mangel und Entbehrungen konfrontiert“. In dieser Gruppe müsse man von „strenger Armut“ sprechen.
Besonders eine gesunde Ernährung könne mit dem zu niedrig angesetzten Regelsatz nicht ausreichend sichergestellt werden. Doch auch die gesellschaftliche Teilhabe stünden Haushalte, die auf die Grundsicherung angewiesen seien im Vergleich zu anderen Bürgern der Bundesrepublik bedeutend schlechter da. Das Ergebnis: Besonders bei Singles steigt die Gefahr von sozialer Isolierung und Einsamkeit.
Paritätischer: 100 Euro mehr im Monat bei Hartz IV!
Aus Ulrich Schneiders Sicht sind diese Zustände nicht länger hinzunehmen:
„Anstatt sich hinter umstrittenen Statistiken zu verstecken, sollte sich die Politik endlich den Menschen zuwenden“.
Der Paritätische fordert deshalb die sofortige Erhöhung des Regelsatzes um 100 Euro monatlich pro Kopf sowie eine Einmalzahlung in Höhe von 200 Euro.
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