In Berlin ist jedes vierte Kind betroffen, in Sachsen-Anhalt immerhin jeder siebte Minderjährige: Die Zahlen der Hartz IV Kinder sind in beiden Regionen zwar rückläufig, aber nach wie vor viel zu hoch. Und es lässt sich nur schwer abschätzen, wie Corona die weitere Entwicklung beeinflusst. Denn Jobverlust und Kurzarbeit treiben immer mehr Familien in die Armut.
Betroffen sind vor allem Alleinerziehende
27 Prozent bzw. 162.412 der Kinder und Jugendlichen in der Bundeshauptstadt (insgesamt gibt es dort 607.473 Minderjährige) stammen aus einem Hartz IV Haushalt. Diese Zahlen nannte der Senat auf Anfrage der Linken. Auf SGB-II-Leistungen angewiesen sind demnach vor allem Mädchen und Jungen aus Familien mit ausländischen Wurzeln und Kinder von Alleinerziehenden.
Lesetipp: Hartz IV Mehrbedarf für Alleinerziehende
Ähnlich verhält es sich in Sachsen-Anhalt. Die Datenauswertung der Bundesagentur für Arbeit listet dort 55.345 Personen unter 18 Jahren, die in einer Hartz IV Bedarfsgemeinschaft leben. Das sind 7,4 Prozent weniger als noch vor einem Jahr (Dezember 2019: 59.745).
Die Gründe für den Rückgang lassen sich leicht eruieren. „Der grundsätzlich positive Trend hat viel mit der demografischen Lage in Sachsen-Anhalt zu tun“, so der Geschäftsführer der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen, Markus Behrens. Hinzu komme die stabile wirtschaftliche Lage der vergangenen Jahre.
Pandemie trifft Leistungsempfänger besonders hart
Aber: Familien, die schon vor der Pandemie Hartz IV bezogen, sind sowohl in Berlin als auch in Sachsen-Anhalt die größten Verlierer. Die Perspektive auf Besserung werde, so Behrens, durch Einkommensverluste und Kurzarbeit verstellt. Das bestätigen auch erste empirische Studien. Daher sehen die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und die BA-Regionaldirektion „weiterhin Handlungsbedarf“. „Wir müssen da als Gesellschaft genauer hinschauen, um zu verhindern, dass sich die Hilfebedürftigkeit weiter verhärtet“, sagt Markus Behrens.
Kinderbonus 2021 kommt – Auszahlung steht fest
Übrigens: Bundesweit ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die von Hartz IV leben, um 1,2 Prozent zurückgegangen. Oder anders ausgedrückt: Es hat sich (fast) nichts getan.