„Mal eben“ gibt es beim Bürgergeld nicht. Trotz aller Bekundungen, die Hartz IV Nachfolge einfacher, unkomplizierter und vor allem unbürokratischer zu gestalten, bleibt der Antrag auf Grundsicherung für viele Betroffene ein Buch mit sieben Siegeln. Das bekommen dann die Beratungsstellen wie die des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) in Niedersachsen zu spüren. Hier hat sich der Zulauf nur aufgrund des Bürgergelds inzwischen verdoppelt.
Beratung zu Bürgergeld und Wohngeld
Zwei große Themenbereiche sind es, mit denen Menschen sich an den SoVD wenden: das Bürgergeld und das Wohngeld. Die größere der beiden Baustellen ist das Wohngeld. Der Zulauf sei enorm, schreibt der Landesgeschäftsführer des SoVD in Niedersachsen, Dirk Swinke. Konkret:
„Die Zahl der Anträge hat sich verfünffacht.“
Zunehmende finanzielle Schwierigkeiten
Abgesehen von der Wohngeldreform beruht diese Entwicklung aus Sicht des Verbandes vorrangig auf den „zunehmenden finanziellen Schwierigkeiten“ der Bürgerinnen und Bürger. Immer mehr Verbraucher seien aufgrund der Preissteigerungen verzweifelt und wüssten nicht mehr, wie sie ihre Miete bezahlen sollen.
Antrag für Laien kaum zu bewältigen
Diese Sorgen kennen Menschen, die Bürgergeld beantragen müssen, nur zu gut. Die Zahl derer, die sich aufgrund eines Bürgergeldantrags Hilfe suchend an den SoVD Niedersachsen gewandt haben, hat sich zum Jahresanfang verdoppelt. Dirk Swinke macht keinen Hehl daraus, dass die Zunahme teils auch systembedingt ist.
„Zwar enthält das Bürgergeld einige wichtige Neuerungen, die Antragstellung ist aber immer noch sehr kompliziert und für Laien kaum zu bewältigen“,
betont er.
Bürgergeld mit diesen Tricks kleingerechnet – 725 Euro plus Strom anstatt 502 Euro
Bearbeitung dauert enorm lang
Überdies brennen dem SoVD zwei weitere Aspekte des Bürgergelds unter den Nägeln. Die Anpassung des Regelsatzes für einen alleinstehenden Erwachsenen um 53 Euro reiche bei Weitem nicht aus. Hier müsse dringend nachgebessert und der Bürgergeld Regelsatz angepasst werden. Punkt zwei auf der To-do-Liste für den Bundesarbeitsminister: Die Bearbeitung der Anträge dauere enorm lang. Das sei für Betroffene belastend,
„weil sie oft nicht wissen, wie sie ihren Alltag finanziell stemmen sollen“,
gibt der Landesvorsitzende Bernhard Sackarendt zu bedenken.
Politik legt Hände in den Schoß
Auf den Punkt gebracht: Von Bürokratieabbau und schneller Hilfe ist man beim Bürgergeld noch weit entfernt, ebenso beim Wohngeld. Hier hat man Reformen auf den Weg gebracht, sich über die Umsetzung aber kaum Gedanken gemacht. Und: Nach getaner Arbeit liegen die Hände mittlerweile im Schoß. Denn sonst hätte die Politik längst darauf reagiert, dass immer mehr Menschen finanzielle Sorgen haben.
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