20-Euro Gutschein für Lebensmittel je Person im Haushalt sowie Hilfen bei Stromschulden oder für energiesparende Geräte. Regionalität gilt vielen als Qualitätsmerkmal. Dass sich dies auch auf die Themen Bürgergeld und Armut münzen lässt, mag auf den ersten Blick nicht ersichtlich sein. Doch unbürokratische Hilfe sollte man trotz aller Versprechen der Ampel weniger vom Staat, sondern eher von Einrichtungen vor Ort erwarten. Bestes Beispiel dafür: Herford. Hier gehen die Stadt und die Organisation Solidarität Hand in Hand, um Armutsbetroffenen etwa mit Lebensmittelgutscheinen zu helfen.
Stärkungspakt NRW
Die Stadt Herford hat 529.000 Euro aus dem Stärkungspakt NRW „Gemeinsam gegen Armut“ erhalten. Statt das Geld mit der Gießkanne zu verteilen, werden über 200.000 Euro als Einzelfallhilfen vergeben. Dazu greift man auf die Erfahrungen der Stiftung Solidarität in Bielefeld zurück.
12.000 Betroffene in Herford
Hilfe erwarten dürfen Menschen mit geringem Einkommen und jene, die auf Transferleistungen wie das Bürgergeld oder Sozialhilfe angewiesen sind. In Herford gilt das für etwa 12.000 Personen. Sie können einen digitalen Solidarpass beantragen. Benötigt werden dafür ein Lichtbildausweis und der Bewilligungsbescheid. Anlaufstelle ab dem 1. August ist die Ausgabe- und Beratungsstelle der Stiftung in der Brüderstraße 32.
Lebensnahe Maßnahmen
Im Vorfeld hat man sich Gedanken darüber gemacht, wofür das Geld genutzt werden soll. Das Ergebnis zeichnet sich durch Lebensnähe aus. Hier werden genau die Probleme in Angriff genommen, die Bürgergeld Bedürftige und viele andere Familien derzeit beschäftigen: die hohen Lebensmittelpreise und die Stromkosten.
20-Euro-Gutschein für Lebensmittel
Berechtigte erhalten daher für sich und jedes weitere Haushaltsmitglied einen Einkaufsgutschein für Lebensmittel in Höhe von jeweils 20 Euro. Denkbar sind auch Zuschüsse für neue, energiesparende Haushaltsgeräte in Höhe von bis zu 300 Euro oder 100 bis 150 Euro, um Stromschulden zu begleichen.
Niedrigschwellig und wertschätzend
Die Arbeit setze zielgenau dort an, wo Hilfe gebraucht werde. Sie erreiche Menschen direkt, niedrigschwellig und wertschätzend, so Herfords Bürgermeister Tim Kähler gegenüber dem „Westfalen-Blatt“. Das Projekt ist allerdings befristet: bis zum 31. Dezember 2023. In diesem Zeitfenster soll angesichts der Inflation und Energiekostensteigerung so vielen Menschen wie möglich geholfen werden. Bleibt zu hoffen, dass sich die Jobcenter angesichts der Hilfen für Bürgergeld Bedürftige nicht als „Spielverderber“ erweisen.
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