Menschen schnell in Arbeit bringen und dem Fachkräftemangel begegnen: Aus Sicht der Bundesagentur für Arbeit (BA) lassen sich diese Aufgaben deutlich leichter umsetzen, wenn neben Deutsch Englisch als zweite Amtssprache eingeführt würde. Das diene der einfacheren Integration von Geflüchteten und entspräche dem immer internationaleren und bunteren Arbeitsmarkt.
Kein kultureller Suizid
Der Vorschlag für die zweite Amts- und Geschäftssprache stammt von Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der BA und zuständig für die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen.
„Längerfristig kommen wir da gar nicht drum herum“,
betont er. Das sei allein schon demografisch bedingt. Der BA-Vorstand ist überzeugt: Englisch als weitere Sprache in den Amtsstuben stellt keinen „kulturellen Suizid“ dar.
Menschen schnell in Jobs vermitteln
Jetzt komme es vor allem darauf an, Menschen schnell in Jobs zu vermitteln. Anfangs vielleicht unterhalb ihrer Qualifikation. Danach müsse man am Ball bleiben und sie weiterbilden. Bei Flüchtlingen, die 2015 nach Deutschland kamen, sei die Integration von Männern ein Erfolg. Bei Frauen sei die Quote ausbaufähig. Diesbezüglich macht Daniel Terzenbach deutlich: Viele Geflüchtete arbeiten als Helfer in der Logistik oder der Reinigung –
„das sind Jobs, da müssen wir uns mal ehrlich machen: Viele Deutsche wollen diese Arbeit kaum noch erledigen.“
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DIHK möchte Sprachbarrieren abbauen
Neu ist der Gedanke nicht, Englisch als zweite Amtssprache einzuführen. Schon Anfang dieses Jahres hatte der Vizepräsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Klaus Olbricht, auf mögliche Sprachbarrieren aufmerksam gemacht. Englisch sei eine Weltsprache.
„Deshalb wäre es ein starkes Signal, wenn Menschen aus aller Welt bei den ersten Kontakten mit unseren Behörden nicht nur auf Deutsch weiterkommen“,
so Olbricht. Das schließe nicht aus, dass Fachkräfte aus dem Ausland Deutsch lernen müssten.
400.000 Fachkräfte aus dem Ausland nötig
BA-Chefin Andrea Nahles dürfte die Unterstützung durch die DIHK freuen. Sie hatte im November 2022 geschrieben, dass Deutschland jährlich 400.000 Menschen aus dem Ausland brauche. Englisch als zweite Amtssprache würde die Kommunikation deutlich erleichtern. Zwar gibt es für das Bürgergeld und andere Leistungen mehrsprachige Hilfen sowie Internetseiten der BA und der Jobcenter. Doch es kommt auch auf das persönliche Gespräch an.
Denn, fragt Klaus Olbricht: Weshalb sollte sich ein indischer IT-Experte für die Bundesrepublik entscheiden, wenn er in Norwegen ein Spitzengehalt bekäme und sich auf Englisch verständigen könne?
Beamtenbund lehnt zweite Amtssprache ab
Der Deutsche Beamtenbund lehnt Englisch als zweite Amtssprache ab. Damit werde impliziert, dass niemand in der Verwaltung Englisch spreche. Dagegen wehrt sich der Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach. Das sei schlichtweg falsch.
„Natürlich ist es nicht überall Oxford-Niveau, aber Englisch ist gelebte Verwaltungspraxis“,
sagte er Anfang des Jahres. Die Menschen, die in den Behörden arbeiten, versuchten mit Händen und Füßen, weiterzuhelfen.
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