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Rente reicht nicht: 720.000 Rentner auf Grundsicherung im Alter angewiesen

Rentnerin sammelt Pfandflaschen aus Mülleimer

Wir werden uns wohl an das Bild von Rentnerinnen und Rentner gewöhnen müssen, die Flaschen sammeln oder bei der Tafel um Lebensmittelspenden bitten. 719.330 Senioren waren im ersten Quartal 2024 auf Sozialhilfe in Form von Grundsicherung im Alter, dem Pendant zum Bürgergeld, angewiesen. Die Zahl markiert einen neuen Höchstwert. BSW-Chefin Sahra Wagenknecht, deren Partei die Daten beim Statistischen Bundesamt angefragt hatte, mahnt, dass Betroffene zu „entwürdigender Armut verdammt“ seien.

Armutszeugnis für die Ampel

Im Alter nicht über die Runden zu kommen und von der eigenen Lebensarbeitsleistung existieren zu können, ist ein Schicksal, dass immer mehr Menschen betrifft. 719.330 Rentnerinnen und Rentner müssen mit der Grundsicherung im Alter auskommen. Einem Betrag, der dem Bürgergeld entspricht. Oder anders ausgedrückt: Sie leben am Rande des Existenzminimums. Die Schuld daran hat aus Sicht von Sahra Wagenknecht die aktuelle Regierung. „Das Allzeithoch bei der Altersarmut ist das nächste Armutszeugnis für die Ampel.“

Trotz Rentenerhöhung – Nullrunde für die Ärmsten

Anstieg durch Freibetragsregelung

Die Deutsche Rentenversicherung relativiert den Anstieg um 35.000 im Vergleich zum März 2023 und einem Plus von knapp 40 Prozent seit 2015. Ursächlich hierfür sei die Anfang 2021 mit der Grundrente eingeführte Freibetragsregelung. Sie soll dafür sorgen, dass Menschen, die nur einen geringen Lohn erhalten, Anspruch auf Bezüge oberhalb der Grundsicherung haben.

Bürgergeld: Staat benachteiligt Rentner

Konkret: 2021 sind bis zu 223 Euro bei der Rente anrechnungsfrei geblieben. Im vergangenen Jahr waren es bis zu 251 Euro. „Wer also mit seinem Einkommen bisher knapp über einem Grundsicherungsanspruch lag, kann durch den neuen (jährlich steigenden) Freibetrag anspruchsberechtigt werden“, hatte eine Sprecherin der Behörde im März 2024 erklärt.

Hohe Dunkelziffer

Dabei bleibt nur leider außen vor, dass gerade Rentnerinnen und Rentner, die ein Leben lang gearbeitet haben, sich schämen, Hilfe in Form von Wohngeld oder Sozialhilfe zu beantragen. Die Dunkelziffer derer, die auf Bürgergeld-Niveau oder sogar darunter ein karges Leben darben und sich mit gesenktem Haupt für ein paar Lebensmittel bei der Tafel bedanken, dürfte also weit höher sein. Zur Information: Derzeit ist ein Viertel der zwei Millionen Tafelkunden im Rentenalter.

Titelbild: michaelheim / shutterstock