Chancengleichheit ist etwas, von dem Kinder aus Bürgergeld Familien nur träumen dürfen. Das fängt bereits mit dem ersten Schultag und der Einschulung an, die Betroffene finanziell über Gebühr belasten. Das Bildungspaket sieht zusätzlich zum Bürgergeld Regelsatz zwar Unterstützung vor. Doch statt dem Anlass und der Bedeutung von Bildung gerecht zu werden, gleicht die Maßnahme eher einem Tropfen auf dem heißen Stein, wenn man die tatsächlichen Kosten dem gegenüberstellt, was die Politik für angemessen hält.
Bildungspaket: 195 Euro
Das Stichwort lautet persönlicher Schulbedarf. Vorgesehen sind im Jahr 2024 für das erste Schulhalbjahr 130 Euro und für das zweite Schulhalbjahr 65 Euro, macht in Summe 195 Euro. Die Anpassung der Beträge erfolgt im gleichen Zuge und mit dem gleichen Faktor wie die Fortschreibung der Regelsätze.
Schulbücher als Bürgergeld Mehrbedarf geltend machen
Tatsächliche Kosten sind doppelt so hoch
Nimmt man nun die 130 Euro, die für das erste Halbjahr gewährt werden, und betrachtet im gleichen Zug die Kosten, die von den Sparkassen für die Einschulung ermittelt wurden, ergibt sich eine gewaltige Diskrepanz.
Was kosten Ranzen und Co.?
Für die Schultüte rechnen die Kreditinstitute mit 10 bis 50 Euro, für die Füllung mit 50 bis 200 Euro. Macht im günstigen Fall bereits 60 Euro, wobei noch nicht ein Stift oder der Ranzen bezahlt wurde. Allein für den Schulranzen muss man mit 70 Euro rechnen. Gute Modelle, die mitwachsen und perfekt auf Kinder abgestimmt sind, liegen schnell bei 200 Euro und mehr. Das gibt das Bildungspaket nicht her. Da muss dann ein günstiges Modell oder ein gebrauchter Schulranzen her.
Schulmaterial: knapp 100 Euro
Hinzu gesellen sich die Ausgaben für Federmäppchen, Turnbeutel, Trinkflasche, Regencape oder Schirm, die laut Sparkassen knapp 70 Euro betragen. Das Material für den Unterricht, angefangen bei Stiften über Hefte bis hin zu Bastelmaterial, summiert sich auf 100 bis 150 Euro. Und sofern noch keine Turn- und Hausschuhe vorhanden sind, sollte man weitere 25 bis 70 bzw. 15 bis 40 Euro einkalkulieren.
Ausgaben betragen mindestens 340 Euro
Macht unter dem Strich mindestens 340 Euro. Wenn es etwas hochwertiger sein soll, stehen 780 Euro zu Buche. Eine Umfrage der Sparkassen ergab, dass etwa ein Drittel der Eltern (34,9 Prozent) zwischen 200 und 400 Euro ausgibt. Mit 130 Euro, die Kindern aus Bürgergeld Familien zustehen, lässt man Betroffene im Regen stehen. Ohne die Hilfe von Oma, Opa, Freunden und Verwandten, wird es dann mitunter schwer.
Sparen ist unmöglich
Sparen, wozu immer wieder geraten wird, ist für Bürgergeld Bedürftige kaum möglich. Kindern im Einschulungsalter steht ein Bürgergeld Regelsatz in Höhe von 390 Euro im Monat zur Verfügung. Der Bereich Bildungswesen fließt hier mit 2,02 Euro oder 0,52 Prozent ein. Da müsste man dann beim Essen (152,83 Euro oder 5,09 Euro am Tag), der Kleidung oder anderen Dingen des täglichen Lebens sparen.
Anspruch auf einen Schreibtisch
Immerhin: Über einen Schreibtisch müssen sich Betroffene glücklicherweise keine Gedanken machen. Das Sozialgericht Berlin hat bereits am 15. Februar 2012 entschieden, dass Kinder aus Bürgergeld Familien Anspruch auf einen Schreibtisch haben, um über einen eigenen Arbeitsbereich für Hausaufgaben zu verfügen (Aktenzeichen S 174 AS 28285/11 WA). Dazu muss ein Antrag auf Erstausstattung gestellt werden, allerdings ist der Zuschuss für einen Schreibtisch alles andere als großzügig bemessen.
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