Modern und digital: Diesen Anstrich verpassen sich Bundesagentur für Arbeit (BA) und Jobcenter gerne. Tatsächlich aber hinken sie der Zeit und gängigen Entwicklungen meilenweit hinterher. Das beste Beispiel dafür ist die neue Jobcenter-App für Bürgergeld Bedürftige. Sie wird von den Verantwortlichen gefeiert, als hätten sie das Rad neu erfunden. Dabei war der Schritt längst überfällig, um die Kommunikation zwischen Betroffenen und Behörde auf ein zeitgemäßes Niveau zu heben.
Panne beim Start
Eigentlich sollte die Jobcenter-App erst am Mittwoch offiziell vorgestellt werden. Einige Jobcenter konnten sich aber nicht zurückhalten und haben schon vorher Pressemitteilungen herausgegeben. Wer das Tool zu früh heruntergeladen hat, musste anfangs mit Funktionseinschränkungen rechnen. Generell gilt: Die App ist nur für Bürgergeld Bedürftige gedacht, die von einem Jobcenter betreut werden, das mit der BA zusammenarbeitet – die sogenannten gemeinsamen Einrichtungen. Jobcenter mit zugelassenen kommunalen Trägern sind bei dieser Neuerung außen vor.
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Termin per Smartphone vereinbaren
Ziel der App ist es, die Kommunikation von Bürgergeldempfängern und dem Jobcenter zu vereinfachen. Konkret heißt das: Ab sofort können Anträge auch per Applikation gestellt, Termine via Smartphone vereinbart und Nachrichten versendet werden. Ferner gibt es einen Servicepart, der regionale Informationen und die Öffnungszeiten des Jobcenters umfasst.
Dokumente landen direkt beim Sachbearbeiter
Entscheidend dabei: Mit der App werden in den Behörden keine neuen Programme eingeführt. Sie fußt auf der bestehenden Verwaltungsinfrastruktur. Dadurch ist gewährleistet, dass alle Unterlagen und Termine direkt da landen, wo sie hingehören, und von der zuständigen Person bearbeitet werden können. Der Entwickler der App, Kai Beerbohm von der BA, erklärt dazu: „Die Kolleginnen und Kollegen müssen nicht den Umgang mit neuen Programmen lernen.“ Ebenso wichtig: Leistungsberechtigte seien nicht mehr auf unsichere Kommunikationswege wie E-Mails angewiesen. „Davon wollten wir dringend weg“, so Beerbohm.
Zugang für jobcenter.digital erforderlich
Der für Bürgergeld Bedürftige wichtigste Part der App verbirgt sich hinter dem Menüpunkt „Mein Bereich“. Hier muss man sich einloggen. Die Voraussetzungen: Man hat einen Antrag auf Bürgergeld gestellt, einen persönlichen Ansprechpartner und die Zugangsdaten für jobcenter.digital (E-Mail-Adresse und Passwort). Nur dann können Anträge und Dokumente hochgeladen und der Bearbeitungsstatus eingesehen werden. Die BA verspricht: Nutzer „können schnell, einfach und datenschutzkonform Unterlagen einreichen. Ein Klick mit der Handykamera genügt“.
Weiterentwicklung ist bereits geplant
An der persönlichen Erreichbarkeit der Jobcenter respektive der Sachbearbeiter ändert sich durch die App nichts. Sie stellt laut Bundesagentur für Arbeit lediglich ein „Unterstützungsangebot“ dar. Derzeit gibt es das Tool in Version 1.0 für Android und Apple. Sobald ein greifbares Feedback beider Seiten vorliegt, von Jobcentern und Bürgergeld Bedürftigen, werden Optionen zur Weiterentwicklung ausgelotet.