Wortklauberei sorgt bei den Arbeitslosenzahlen dafür, dass die Lage deutlich weniger dramatisch scheint, als sie tatsächlich ist. Denn es macht schon einen Unterschied, ob man von 2.806.625 oder 3.580.932 Betroffenen spricht. Die einen haben schlichtweg keine Arbeit, den anderen fehlt ein „reguläres Arbeitsverhältnis“. Deshalb sind sie aber nicht „offiziell“ arbeitslos, sondern nur unterbeschäftigt. So wird mit zweierlei Maß gemessen, um die Zahlen ein wenig aufzupolieren.
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Arbeitslosigkeit
In der offiziellen Mitteilung zur „Entwicklung des Arbeitsmarktes 2024 in Deutschland“ ist für Dezember von einsetzender Winterpause die Rede. Daher sei die Arbeitslosigkeit gestiegen. Genannt wird eine Zahl von 2.807.000, was einem Plus von knapp 33.000 entspricht. Unter dem Strich nennt die Bundesagentur für Arbeit eine Quote von 6,0 Prozent, im Dezember des Vorjahres waren es 5,7 Prozent. Aber diese Zahl macht nur etwa drei Viertel aller Arbeitslosen aus, die sich um Bezug von Arbeitslosengeld I nach dem SGB III oder Bürgergeld nach SGB II befinden.
Unterbeschäftigung
Deutlich kürzer fallen die Ausführungen zur Unterbeschäftigung aus. Durch einen Zuwachs von etwa 103.000 seien im Dezember 3.581.000 Personen betroffen gewesen. Die Unterbeschäftigung umfasst laut der Mitteilung „neben der Arbeitslosigkeit auch Arbeitsmarktpolitik und kurzfristige Arbeitsunfähigkeit“. Etwas konkreter sind die Erläuterungen in den Monatszahlen der BA. Hier ist die Rede von der Zuweisung in einen „Sonderstatus“, ohne den „die Arbeitslosigkeit entsprechend höher ausfallen würde“.
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Beispielsweise fallen Arbeitslose ab 58 Jahren in die Unterbeschäftigung und gelten nicht mehr Arbeitslos im engeren Sinne. Gleiches gilt auch für Arbeitslose, die vorübergehend erkrankt sind – diese fließen auch nicht in die offizielle Arbeitslosenquote ein. Insgesamt werden nach den aktuellen Zahlen knapp 21,6 Prozent aller Arbeitslosen beim Arbeitslosengeld I und dem Bürgergeld aufgrund von statistischen Manipulationen nicht als Arbeitslose geführt.
Zahlen für Dezember 2024 im Detail
Arbeitslosigkeit | 2.806.625 | |
Quote | 6,0 % | |
Im weiteren Sinne arbeitslos | 208.071 | |
Aktivierung und berufliche Eingliederung | 141.052 | |
und Sonderregelung für Ältere (§ 53a SGB II) | 67.019 | |
Personen nah am Arbeitslosenstatus | 546.508 | |
Berufliche Weiterbildung, Förderung von Menschen mit Behinderung | 131.710 | |
Arbeitsgelegenheiten | 41.560 | |
Fremdförderung | 282.897 | |
Beschäftigungszuschuss | 762 | |
Teilhabe am Arbeitsmarkt | 23.215 | |
kurzfristige Arbeitsunfähigkeit | 66.364 | |
Personen fern vom Arbeitslosenstatus | 19.729 | |
Gründungszuschuss | 19.011 | |
Einstiegsgeld – Variante Selbstständigkeit | 718 | |
Gesamt | 3.580.932 | |
Unterbeschäftigungsquote | 7,5 % |
Oder anders ausgedrückt: Während die Bundesagentur für Arbeit eine Arbeitslosenquote von lediglich 6,0 Prozent vermeldet, sind es tatsächlich 7,5 Prozent. Warum diese Unterschiede gemacht werden? Für schönere Zahlen.
Titelbild: nitpicker / shutterstock