Hallo,
ich bin 23, habe einen guten Hauptschulabschluss (Notendurschnitt 1,3), eine eigene Wohnung und bin seit anderthalb Jahren ausbildungssuchend beim JobCenter, nachdem ich meine Ausbildung im dritten Lehrjahr aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste. Außerdem habe ich eine bereits seit der Jugend diagnostizierte starke Depression.
Mit dem JobCenter gab es schon immer Streitigkeiten und auch diverse Widersprüche.
Die Vermittlungsvorschläge sind meist völlig abseits des Wunschberufs, haben zu hohe Anforderungen (Abitur, Studium) oder welche, bei denen ich mehrere Stunden fahren müsste.
Nun erhielt ich eine Einladung zu einer Infoveranstaltung für eine „kooperative Berufsausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung“ - kurz BaE (Fachwerk gGmbH), die ausbildungssuchenden Jugendlichen dabei helfen soll, wieder Fuß in der Arbeitswelt zu fassen. Meine Hoffnung, dass es nun bald bergauf gehen könnte wurden innerhalb weniger Minuten aus folgenden Gründen zerschlagen:
- Es handelt sich hierbei um eine außerbetriebliche Ausbildung, die auch ohne Ausbildungsbetrieb stattfinden wird. Sollte ich keinen Betrieb finden müsste ich über die komplette Ausbildungsdauer von vier Jahren dort verbleiben, ohne am Ende etwas davon zu haben. Trotzdem gilt das Ganze scheinbar von Anfang an als Ausbildung, was ich sehr fragwürdig finde.
- Da Hartz 4 bereits ab Beginn der Maßnahme eingestellt wird und es beim BAB scheinbar Bearbeitungszeiten von mehreren Monaten gibt, soll ich meinem Vermieter mitteilen, dass ich 1-4 Monate keine Miete zahlen werde. Selbiges gilt für diverse Verträge, Stadtwerke, etc. Ich befinde mich momentan bereits in einer außergerichtlichen Schuldenregulierung. Aus offensichtlichen Gründen würde ich dann auf der Straße landen und mir alles um die Ohren fliegen. Der eine Monat ALG2, der mir evtl. darlehensweise zustehen würde, hilft dementsprechend auch nicht weiter. Das JC meinte bei der Veranstaltung auf Nachfrage dann auch noch dreist, dass man sich dann halt eine neue Wohnung suchen müsste.
- Ich darf nicht selber entscheiden, wo ich mich bewerbe, sondern muss jede Bewerbung von meinem „Chef“ absegnen lassen. Ich muss in den Bewerbungen vermerken, dass es sich um eine außerbetriebliche Ausbildung handelt, der Betrieb sei hier lediglich ein Kooperationsbetrieb. Bewerbungen ohne diesen Vermerk darf ich nicht verschicken, ansonsten drohen mir Sanktionen.
- Auf meinen Wunschberuf darf ich mich nicht bewerben, da es niemanden dort gibt, der sich mit diesem Beruf auskennt und sie nicht für dieses Berufsfeld zuständig sind. So müsste ich also eine Ausbildung annehmen, die mich am Ende nicht weiter bringt.
- Ich verdiene dabei deutlich weniger als „normale“ Auszubildende. Noch schlimmer; Meine Ausbildungsvergütung liegt weit unter dem, was ich mit meinem Regelsatz „verdiene“ was bedeutet, dass ich mit weniger Geld im Grunde mehr Ausgaben habe (Fahrt zum Betrieb, Schule, Lehrgänge,...)
Nun muss ich (vorerst) einmal wöchentlich dorthin. Ziemlich unterfordert (wir lernten beim ersten Treffen, dass man als Anschreiben „Sehr geehrte Frau XY o.ä. schreibt) soll ich nun gezwungen werden, mich bei allen Betrieben, welche mich abgelehnt haben, für dieses Jahr noch einmal zu bewerben. Beginnend mit der jüngsten Absage. Was bedeutet, dass ich nächste Woche in einen Betrieb muss, welcher mir erst vor 4 Tagen abgesagt hat und dessem Bewerberprofil ich nicht einmal entspreche.
Alles in allem legt mir das JobCenter mit dieser Maßnahme Steine in den Weg, statt mich weiter in meinem Traumberuf bewerben zu lassen. Dort hätte ich ggf. Aussicht auf einen Praktikumsplatz, welcher eventuell ab nächstes Jahr August in eine Ausbildung führt. Das JobCenter interessiert sich dafür aber nicht wirklich und will mich wohl nur aus der Statistik haben, da sie mir androhen, dass ich garkeine Leistung mehr erhalte (u25), wenn ich die Maßnahme ablehne, oder Sanktionen von 30% bei Fehlverhalten verbüßen muss.
Selbst die Mitarbeiterin beim Träger meinte nach Durchsicht meiner Unterlagen, dass meine Bewerbungen top sind und sie nicht wirklich weiß, was ich dort zu suchen habe.
Meine diesjährig unterschriebene Eingliederungsvereinbarung verpflichtet mich, alle Möglichkeiten wahr zu nehmen mich in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Darüber hinaus habe ich bisher noch nichts unterschrieben, dies wurde aber bereits unter Androhung von Sanktionen angekündigt, da die „Ausbildung“ zum 01.08. beginnen soll.
Nach eingehender Recherche in diversen Foren habe ich leider keinen vergleichbaren Fall gefunden und weiß nicht wirklich wie ich das Ganze anwenden kann, ohne dauerhafte Sanktionen oder schlimmeres auf mich zu nehmen.
Was haltet Ihr von dem Ganzen und was sind nun meine Möglichkeiten?