Hallo
Ich bin ganz neu hier und bräuchte mal eure Hilfe. Ich habe seit meinem 15. Lebensjahr Schizophrenie, was ich leider manchmal nicht ganz checke. Gedanken wie, dass ich denke, dass Leute meine Gedanken lesen können und akustische Halluzinationen gehören irgendwie seit dem einfach zu meinem Leben dazu. Ich bekomme gerade ein bisschen Panik und frage mich, wie ich das mitteilen soll, dass nicht voll belastbar bin. Ich bin gerade auf dem Weg der Besserung und weiß, wenn man mich jetzt fremdbestimmt zu Dingen zwingt oder mir Angst macht, dass ich bestimmte Hürden, wie von gewissen Medikamenten loszukommen, nicht meistern können werde. Vollzeit geht einfach nicht, auch wenn es mir schwer fällt, das einzugestehen.
In der Uni bin ich irgendwie noch ganz gut durchgekommen, hatte aber während meiner BA-Phase meinen zweiten großen Ausbruch. Meine Wahnvorstellungen waren so schlimm, so dass mein Gehirn irgendwie mit der Zeit einen imaginären Freund gebastelt hat, damit – ja, schon schlimm – die Aliens mich nicht fressen und was weiß ich noch... Fragt mich nicht, was da passiert ist, es war auf jeden Fall die Hölle und trotz unschlagbarer Wahnerfahrung war das selbst für mich zu verrückt. Ich bin seit zehn Jahren in psychiatrischer Behandlung, seit diesem Jahr auch bei einem Psychologen. Ich habe es letztendlich gecheckt, dass ich Hilfe brauche, aber erst nachdem dieses Schutzprogramm in meinem Gehirn gestartet ist. Dennoch habe ich 1,5 Jahre gebraucht, um zu verstehen oder zumindest zu ahnen, dass mein Gehirn mir Streiche spielt. Man denkt wirklich, dass es real ist, selbst wenn man Untergewicht hat und sich nur noch von Tabletten und mit Sahne angereicherten Diätdrinks ernährt, und im Grunde alles in Scherben liegt. Seit Oktober ist mein Studium vorbei, den Master habe ich leider letztendlich nicht geschafft, auch wenn ich noch Prüfungsrecht habe. Das alles belastet mich sehr.
Ich bin eigentlich nicht doof, habe ein geisteswissenschaftliches Studium mit wiss.techn. Fokus und habe einige Jahre als Texterin neben der Uni gearbeitet, aber nie in Vollzeit. Nun habe ich morgen meinen ersten Termin beim Sachbearbeiter, bin als Freiberuflerin angemeldet. Ich habe in den ersten sechs Wochen, wenn auch nur mit Hilfe von Kaffee und Benzos leider, bereits um die 600 Euro verdient. Kam aber doch an meine Grenzen, nicht nur wegen der Angst, die ich derzeit habe. Ich habe einfach nicht die gleichen Startbedingungen nach dem Studium wie andere Menschen. Mein Abi und meinen BA habe ich mir wirklich hart erkämpft. Ich war eine bester Jahrgangsbesten und hab im Master sogar ein Stipendium bekommen.
Jetzt weiß ich nicht, wie ich am besten weiter vorgehen soll. Generell bin ich nicht arbeitsunfähig, aber habe eben meine Belastungsgrenzen. Es wäre falsch mich in nächster Zeit komplett arbeitsunfähig zu schreiben, auch wenn ich das könnte.
Ich weiß nicht, wie ich dem Jobcenter am besten erkläre, dass ich eben derzeit noch etwas Schonung brauche. Die letzten Jahre habe ich auch an der Uni gearbeitet, aber den Job leider verloren, da ich plötzlich komplett durchgedreht bin, wochenlang nicht schlafen konnte und dann bei der Arbeit halluziniert habe. Ich bin dann im Krankenhaus gelandet, dann ein paar Tage in der Offenen und habe mich dann mit Schlafhypnose und vielen Tränen da alleine durchgekämpft. Irgendwie bin ich auch von allen hängen gelassen worden. Kein Witz, aber manchmal tritt die Gesellschaft echt noch nach, nachdem man eh nur noch ein Schatten seiner selbst ist. So habe ich derzeit wirklich große Angst wie es weitergeht. Meine Arbeit als Texterin möchte ich gerne fortführen, aber ich kann eben nicht direkt auf 100%. Depressionen aufgrund der Situation erklären sich von selbst, ich wache morgens mit Herzrasen auf.
Es war wirklich schwer für mich zu kapieren, dass... ich kann es kaum aussprechen. Die letzten Jahre ist mein Medikamentenkonsum immer gestiegen, wenn ich zu viel Stress hatte. Sobald ich mehr als drei Tage die Woche irgendwo bin, fange ich an, auf dem Weg nach Hause zu denken, dass die Leute um mich herum "die gleichen Fähigkeiten haben" und sonstiges Zeug. Das ist nur die Spitze des Eisbergs, ich habe Tagebücher voll mit seltsamen Gedanken. Letztes Jahr habe ich meinen Kopf mehrere Male gegen die Wand geschlagen, dieses Jahr ein letztes Mal bevor die Psychotherapie angefangen hat. Ich dachte einfach Sachen, die verrückt klingen, aber mich dazu trieben, mein Leben nicht mehr zu wollen. Ich habe es eher aus Verzweiflung gemacht, weil ich dachte, dass mich nichts und niemand da rausholen kann. Derzeit ist es besser, langsam kapiere ich, dass ich doch irgendwie diesen seltsamen Glauben ablegen muss. Mein Wissenshintergrund hilft mir hierbei, aber es gibt Tage, da bin ich fest überzeugt von meinen Theorien...
In Phasen, in denen ich Ruhe habe, könnte man meinen, dass ich ganz normal im Kopf bin. Keiner würde denken, dass ich mich mit solchen Wahnvorstellungen auseinandersetzen muss. Normalerweise wissen Arbeitgeber meine vielen Fähigkeiten zu schätzen, aber haben bis jetzt auch immer gemerkt, dass ich nicht die volle Leistung bringen kann.
Wie erkläre ich nun dem Sachbearbeiter morgen, dass ich derzeit nicht voll arbeitsfähig bin bzw. wie leite ich alles in die Wege? Ich will nämlich weiterhin Aufträge annehmen, damit mein Lebenslauf keine zu großen weiteren Lücken aufweist. Er will morgen natürlich wissen, was mein Plan ist. Die erste Sachbearbeiterin sagte zu mir, dass ich meinen Abschluss ansteuern soll, das heißt, die letzten Abschlussarbeiten schreiben und dann die Masterarbeit.
Ich übertreibe wirklich nicht, wenn ich sage, dass ich während der letzten 1,5 Jahre mich teilweise nicht mal bewegen konnte, weil ich so große Angst wegen der Situation hatte. Ich habe manchmal das Gefühl, dass es niemanden schert, auch nicht meine Eltern, die im Grunde verleugnen, dass ich etwas durch im Kopf bin. Mein Psychiater hat auch nur die Haurucklösung Neuroleptika, doch nach zehn Jahren Benzos bin ich auch langsam an dem Punkt, an dem ich mich frage, ob ich vollgepumpt mit Neuroleptika meine acht Stunden Pensum schaffen soll. Ich weiß, dass ich versagen werde, ich habe nach Gymnasium, Abendgymnasium und Uni nie eine andere Erfahrung gemacht und bin etliche Male gefeuert worden. Damals in der Gastro. Ich mag meinen Job als Texterin, er gibt mir Sicherheit und zumindest das Gefühl, dass ich Fähigkeiten habe mit denen ich mein Brot verdienen kann. Ich kann auch anspruchsvolle Themen bearbeiten, aber halt nicht im Akkord. In Bürojobs etc. fängt immer der Kreislauf der Erfahrungen an, ich habe schon Probleme mit der sozialen Anpassung, und die Leute denken, dass ich seltsam bin. Das habe ich in der Uni stark gespürt, daher mag ich meinen Job, den ich in meinem sicheren Schutzraum verfolgen kann.
Natürlich könnte ich direkt eine AU-Bescheinigung erhalten, aber dann könnte ich meine derzeitigen Auftraggeber nicht mehr bedienen. Ich will gerne nachweisen, dass ich leider diese Krankheit habe. Mir geht es jetzt nur um das "Wie", denn irgendwie muss ich es ja melden. Ich kann dem Sachbearbeiter nicht vorgaukeln, dass ich das jetzt in Vollzeit schaffe, gleichzeitig habe ich einfach Angst vor Maßnahmen, Sanktionen und so weiter. Ich will einfach nach dieser ganzen Hölle etwas Zeit, um wieder auf den Damm zu kommen und die Psychotherapie nun durchziehen. Eigentlich bin ich sehr pflichtbewusst, aber derzeit habe ich nur Panik..
Vielen Dank für eure Hilfe. Und Entschuldigung wegen dem langen Text, soll auch eine Angewohntheit von Schizos sein, dass sie zu viel rumlabern, was leider auch stimmt