Hallo,
ich weiß, es gibt bereits ähnliche Themen, so wohl hier, als auch anderen Foren, von denen ich mir auch einige durchgelesen habe.
Jedoch bleiben viele Fragen zu meinem speziellen Fall.
Ich versuche alles so deutlich wie möglich, ohne mich zu doxxen, zu schildern.
Ich (33), Deutsche, habe lange im Ausland gelebt und dort auch gearbeitet.
Ende 2010 kam ich dann zurück nach Deutschland.
Ich fand direkt eine Stelle als Kellnerin, jedoch war das nur ein 400 Euro Job, ich schlief bei meiner Tante in der Stadt und könnte natürlich mit dem Gehalt keine Wohnung zahlen.
Eine andere Stelle, oder gar Ausbildung fand ich so schnell nicht, also zog ich sehr schnell wieder zu meinen Eltern auf's Dorf.
In Panik ging ich zur Arge.
Dort wurde mir gesagt, daß ich kein Geld bekommen würde, und für Hartz 4 wäre ich auf Grund meines Alters auch nicht qualifiziert.
Man sagte, um meine Krankenkasse decken zu können, könnte ich mich arbeitssuchend melden und eine Maßnahme machen.
Dies nahm ich dankend an, und verbrachte fast ein Jahr damit, das zu tun, was ich eh schon tat - Bewerbungen schreiben.
Trotz ein paar Praktika fand sich keine Stelle.
Die meisten anderen Teilnehmer endeten in den selben Betrieben und hatten auch kein Glück.
Die ganze Zeit über wurde mir gesagt, daß das Amt keine schulische Ausbildung bezahlt.
Ich wäre gerne Kindergärtnerin geworden, hatte auch schon ein FSJ absolviert...
Ich bewarb mich trotzdem an der Schule und wurde angenommen.
Außer den Büchern zahlte man nichts, neben Krankenkasse natürlich, dies war dann auch wieder das nicht zu überwindende Hindernis.
Lustigerweise wurde einer anderen Teilnehmerin nicht nur dieselbe Ausbildung genehmigt, sondern ihr sogar eine Wohnung gezahlt, obwohl die Eltern quasi Nachbarn waren. Dies erfuhr ich, als ich sie zufällig im Amt traf, als die Maßnahme vorbei war.
Nach der Maßnahme stellte ich also einen Hartz 4 Antrag.
Schon während des Gesprächs, in dem alles ausgefüllt wurde, war man sehr drängend.
Jetzt muss ich anmerken, daß ich seit meiner Kindheit an schweren Depressionen und Angststörungen leide, die auf Grund der Meinung meiner Eltern nicht behandelt wurden, und natürlich immer schlimmer wurden.
Ich möchte nicht auf meine familiäre Situation eingehen, aber es war nicht einfach, viele denken sich "ach, aber da warst du ja schon erwachsen", aber ich war (und bin) immer noch komplett von meinen Eltern abhängig.
Wie dem auch sei, die Dame sagte mir, ich solle von Depressionen nichts erwähnen, also tat ich es auch nicht.
Ich schrieb viele Bewerbungen, und bei den Gesprächen wurden mir nur Vorschläge gemacht, wo ich schon lange etwas hingeschickt hatte.
Ihr könnt euch denken, hier bei uns war es schon immer recht schwierig Arbeit zu finden, wenn man keine Kontakte hat.
Meine Depressionen verschlimmerten sich, auch traten meine Zwangshandlungen und Panikattacken immer öfter auf, doch trotzdem versuchte ich es weiter.
Dann kam der erste Fehler, es gab eine freie Stelle, 45min. von hier entfernt am Bahnhof, auf die ich mich bewerben sollte.
An sich kein Problem, doch ohne Führerschein ist man auf Bahn oder Bus angewiesen.
Hieß also, ich hätte abends mit dem Bus dorthin fahren müssen, also etwa um 22 Uhr, dann bis ca. 6 Uhr morgens, bis zur Öffnung, am Bahnhof schlafen müssen.
Es wurde gesagt, das wäre mein Problem, die Stelle liegt im Kilometer Bereich, also müsste ich sie annehmen.
Ich hätte ja eigentlich alles angenommen, aber das ging einfach zu weit.
Ich schrieb keine Bewerbung.
Da die Hoffnung auf Arbeit gleich null war, und sie nun Ausbildungen zur Altenpflegerin sponsorten, begann ich mehrere Praktika in Heimen zu machen.
Zwar machte es Spaß, doch war ich psychologisch so labil, daß ich jeden Morgen erstmal zwei Stunden meine Zwangshandlungen ausüben musste, bevor ich überhaupt das Haus verlassen konnte.
Irgendwann wurde mir dann eine Ausbildung angeboten, ich nahm an, doch der Leiter hat es nie hinbekommen, die Papiere dem Amt zukommen zu lassen.
Nicht zum ersten Mal, wie ich von Leuten im Heim hörte, die mich alle warnten, die Stelle nicht anzunehmen.
Noch heute suchen die jede Woche neue Leute, da es keiner aushält.
Den Ärger bekam dann ich ab, schließlich kann es ja nicht sein, daß die Heimleitung lügt. Zu dem Zeitpunkt war ich dann komplett durch, ich könnte selbst das Haus nicht verlassen.
Die Arge kündigte dann meinen Vertrag.
Ich war einfach nur dankbar. Das ist jetzt... 5(?) Jahre her.
Ich habe kaum Erinnerungen an viele Dinge, es einfach verdrängt, leider auch die Papiere nicht, weiss also nicht die genauen Daten.
Dann wurde meine Mutter krank, und ich übernahm den Haushalt und die leichte Pflege. Im Gegenzug zahlte sie die Krankenkasse, sonst nichts, wohnen tue ich bei ihnen ja eh umsonst.
Ich ging nie zurück zum Amt. lch wollte einfach dem Steuerzahler kein Geld kosten, und wie gesagt, psychisch bin ich am Ende.
Jetzt im letzten Jahr verschlechterte sich der Zustand meiner Mutter, sie kann u.A. nicht mehr laufen. Zwar haben wir Anträge auf Pflegestufe gestellt (sie erfüllt JEDEN Punkt), doch wurden immer abgewiesen.
Da ich jetzt nicht nur den Haushalt mache, sondern die komplette Pflege, vom Waschen, Toilettengang, Anziehen usw, habe ich meine Arbeitssuche unterbrochen. Es muss schließlich 24/7 gewährleistet sein, daß sie versorgt ist.
Dann kam der nächste Schlag, im November hatte ich eine Notoperation, bei der man einen Tumor fand.
Nach Tests wurden mir dann im Dezember [....] entfernt.
Ich möchte jetzt nicht genau sagen, um welche Art es sich handelt.
Es stehen natürlich noch weitere Behandlungen an, doch habe ich keine Geld mehr.
Wie gesagt, bezahlt wurde meine Krankenkasse von meiner Mutter, die das Geld heimlich vom Haushaltsgeld abzweigte. Zu meinen Vater kann ich nicht gehen.
Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, ist zum Amt zu gehen.
Jetzt ist die Frage... Kann ich das überhaupt? Ich leide mehr als früher, seit Jahren stehe ich nur auf um mich zu kümmern.
Wirklich leben tue ich schon lange nicht mehr.
Da die mich ja damals gekündigt haben, kommt es natürlich schlecht, wenn ich jetzt wieder ankomme.
Ich glaube, ein psychologisches Gutachten wäre nicht schlecht, doch die Wartezeiten für einen Termin beim Psychologen betragen ca. 6 Monate, und ich war all die Jahre nicht in Behandlung.
Oft sah ich in den Themen hier den Amtsarzt... doch nie im guten Sinne.
Ich habe Angst, doch ohne medizinische Versorgung sieht es nicht gut für mich aus.
Wenn ich das richtig verstanden habe, habe ich keinen Anspruch auf Hartz 4, wenn ich denn ein Gutachten vorlegen kann, das mich für eine Weile arbeitsunfähig ausweist (sofern länger als 6 Monate), jedoch habe ich es nicht, doch möchte ich nicht noch einmal verschweigen, daß ich sehr wohl Probleme habe, die eine Vermittlung beeinträchtigen könnten.
Direkt Sozialhilfe geht ja auch nicht, da, wie gesagt, kein Gutachten existiert, und auch wenn ich jeden Tag erlebe, wie schlimm es ist, was gibt mir die Garantie, daß ein Arzt es bescheinigt?
Auch wenn es wahr ist, ich sehe ja bei meiner Mutter, daß es niemanden interessiert, was Sache ist.
Was wäre für mich der beste Schritt?
Einfach Antrag stellen und nichts erwähnen? Sicher wird man die Sache vor Jahren ansprechen, kann man mich deswegen abweisen?
Ich habe jetzt alles nur oberflächlich angekratzt, trotzdem ist es so ein langes Post.
Ich bedanke mich für jede Antwort.