Selbstständig - Wohngeld und Minijob anstatt Bürgergeld Aufstockung

  • Ich bin selbstständig und bekomme seit 1,5 Jahren einen kleinen Betrag Bürgergeld als Aufstockerin. Nun hatte ich ein Gespräch und mir wurde geraten mir einen Minijob zu suchen und auszurechnen, ob dieser – zusammen mit Wohngeld – mich vom Bürgergeld losbringt. Wohngeld sei ja auch vorrangig, wie mir gesagt wurde.

    Nun habe ich mir das mal durchgerechnet und würde ca. 380€ beim Minijob verdienen können und ca. 150€ Wohngeld bekommen können. Insgesamt ist es ca. 80€ weniger als ich momentan insgesamt an Bürgergeld-Kosten verursache (Krankenkasse, Miete, Grundbedarf).


    Dazu kommt, dass meine Selbstständigkeit unter einem Minijob leidet, weil ich weniger verfügbar bin und mehr Absprache halten muss. Das begründete die Beraterin damit, dass ich ja gerade auch nicht ausgelastet bin – sonst würde ich ja genug verdienen. Das stimmt schon, aber der Kopf ist bei mir immer eher beim Angestellten-Job, als beim „Freien“.


    Alle, denen ich davon erzählt habe, meinten, dass die Beraterin mich nur von ihrem Stapel loshaben will und ich selbst ja keinen Vorteil dadurch habe + den Struggle wg. Wohngeld und generell noch weniger Geld als momentan.

    Ich bin völlig hin- und hergerissen. Natürlich wäre es schön ohne Bürgergeld klarzukommen, aber als „klarkommen“ kann ich das nur mit zwei zugedrückten Augen bezeichnen bei den ganzen Nachteilen.


    Hat jemand einen Tipp?


    Dazu kommt, dass sich wahrscheinlich meine Gaskosten von 90 auf 170€ erhöhen. Das habe ich bisher nur im Abschlag gesehen. Die Abrechnung kommt die Tage. Die Nachzahlung würde ich gern noch vom Amt bezahlen lassen. Ist das möglich? Wenn der Abschlag rechtens so hoch wird, habe ich auch direkt wieder ein Geldproblem …

  • Hat jemand einen Tipp?

    Ja. Selbständigkeit aufgeben und einen auskömmlichen Job suchen. Wenn die Selbstständigkeit schon seit geraumer Zeit nicht zum Leben reicht, dann muss man halt irgendwann auch einsehen, dass es gescheitert ist. Bürgergeld ist keine Leistung, um Insolvenzverschleppung zu fördern.

  • Wenn jeder nach 2 Jahren aufhören würde, weil es noch nicht 100% reicht, gäbe es heute keine großen Firmen. Da bin ich mir sicher.

    Gibt es auch noch relevante Tipps zu meiner Frage?

  • Das mag deine Überzeugung sein. Diese kann aber nicht stimmen. Du darfst davon ausgehen, dass sämtliche große Firmen ohne Sozialleistungen entstanden sind. Im guten alten BSHG war nämlich nach spätestens einem Jahr Schluss mit der Unterstützung, da hat man die Aufgabe der Selbständigkeit und Aufnahme einer Arbeit als zumutbare Selbsthilfemöglichkeit erwartet.


    bekomme seit 1,5 Jahren einen kleinen Betrag


    Ein kleiner Betrag?


    380€ beim Minijob verdienen können und ca. 150€ Wohngeld bekommen können. Insgesamt ist es ca. 80€ weniger als ich momentan insgesamt an Bürgergeld-Kosten


    380 + 150 + 80 = 610 Euro. Das ist ein kleiner Betrag?


    Es steht dir frei, jederzeit wieder Bürgergeld zu beantragen, wenn du mit Lohn, Gewinn und Wohngeld nicht auskommst. Allerdings darfst du davon ausgehen, dass, je länger du im Bürgergeldbezug bleibst, der Druck zur Aufnahme einer auskömmlichen Arbeit erhöht wird.


    Genaueres könnte man eh sowieso nur sagen, wenn man wüsste, was genau für eine Selbständigkeit du ausübst, in welcher Region, mit welchem Kundenkreis, welche Ausbildung du hast usw. Also äußerst einzelfallabhängig. Es ist ja nunmal ein Unterschied, ob man im Kneipenbezirk von Franfurt/Main eine gut gehende Kneipe übernimmt oder ob man sich in Hintertupfingen mit 50 Einwohnern ohne Internetanschluss als Schreibkraft selbständig macht.


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