1.200 Euro für jeden. Das bedingungslose Grundeinkommen, das schon seit längerer Zeit immer wieder diskutiert wird und auch im aktuellen Wahlkampf ein Thema ist, soll jetzt wissenschaftlich unter die Lupe genommen werden. Die Studie, die vom Verein „Mein Grundeinkommen e.V.“ und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin in Angriff genommen wird, soll zeigen, welche Veränderungen der Hartz IV Ersatz anstößt.
Zwei Millionen Interessenten
Auf die Ausschreibung haben sich über zwei Millionen Menschen gemeldet. Da die Studie durch Spenden finanziert wird (insgesamt 181.000 Privatpersonen), können jedoch nur 122 Personen teilnehmen. Sie werden die kommenden drei Jahre monatlich 1.200 Euro erhalten. Initiator Michael Bohmeyer möchte die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens damit wissenschaftlich untermauern.
Statt Hartz IV: Bedingungsloses Grundeinkommen in der Corona-Krise
Denn der Ansatz, Hartz IV mit einem Grundeinkommen zu ersetzen, hatte von Anfang an mit Vorurteilen zu kämpfen. Etwa, dass Leistungsempfänger dadurch faul würden. Doch die bisherigen Erfahrungen zeigen etwas anderes. Demnach seien Teilnehmer positiver gegenüber der Zukunft eingestellt, fänden schneller Jobs, bildeten sich weiter und würden seltener krank – physische wie psychisch. Das gelte selbst für Menschen, die eigentlich nicht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen angewiesen seien.
Stress wird gemessen
Die jetzt beginnende Studie hat zum Ziel, diese Beobachtungen zu verifizieren. Dazu werden Interviews geführt, Haarproben entnommen, um den Stresslevel zu messen, und die Daten einer Testgruppe von 1.300 Personen ohne Grundeinkommen erfasst.
„Durch den Vergleich dieser beiden Gruppen mit und ohne Grundeinkommen können wir dann ziemlich eindeutig feststellen, welche Effekte nun vom Grundeinkommen kommen und welche vom normalen Lauf des Lebens“, erklärte Michael Bohmeyer gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.
Nach drei Jahren sind weitere Studien vorgesehen. Dann gehe es darum, wie die Menschen regieren, wenn das Grundeinkommen nicht mehr bezahlt wird. Angeregt werden soll auch eine Debatte zum Sozialsystem. „Zum Beispiel könnte man überlegen, die existierenden Sozialleistungen sanktionsfrei zu machen. Das heißt, die Menschen nicht mehr zu bestrafen, dafür, dass sie arm sind, sondern ihnen Hartz IV einfach bedingungslos zu gewähren“, so Michael Bohmeyer.