Ihren Lebensabend haben sich viele vermutlich anders vorgestellt, mit weniger Sorgen und mehr Freiheiten. Doch dieser Wunsch erfüllt sich immer seltener. 1,1 Millionen Menschen, die älter als 67 Jahre sind, müssen weiterhin arbeiten, um über den Monat zu kommen. Und die Zahl steigt stetig weiter. Deshalb fordert die Linke endlich angemessene Bezüge und einen Blick nach Österreich, wo die Rente im Schnitt um 800 Euro höher sei.
Zahl der arbeitenden Senioren steigt
Das Bundesministerium für Arbeit und Sozial (BMAS) kann auf parlamentarische Anfragen derzeit offenbar nur mit Zahlen antworten, die auf ein desolates Sozialsystem deuten. Das gilt auch für das Nachhaken der Linksfraktion bezüglich der Rentnerinnen und Rentner, die nach wie vor malochen gehen. Insgesamt sind es 1,123 Millionen, damit 56.105 mehr als noch Ende vergangenen Jahres. Heißt: Die Situation verschärft sich zusehends, ohne dass jemand adäquat darauf reagieren würde. Daran verändert vermutlich auch die höhere Grundsicherung im Alter – die sich am Bürgergeld orientiert – nur wenig.
Der Staat lässt Rentner im Stich
Viele sind geringfügig beschäftigt
Schlüsselt man die Zahl der Rentnerinnen und Rentner auf, die immer noch zur Arbeit gehen müssen, ergibt sich ein klares Bild: 251.000 gehen einer sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit nach. 872.000 sind nur geringfügig in einem Minijob beschäftigt. Für die Linke ist das ein klares Zeichen für den Umstand, dass Betroffene schlichtweg auf den Lohn angewiesen sind, weil die Rente für ein auskömmliches Leben nicht reicht.
Kaputtes Rentensystem
Sören Pellmann, Ostbeauftragter der Linksfraktion, erklärte angesichts der Daten gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Immer mehr Menschen müssen auch noch mit über 67 Jahren arbeiten, das ist eine traurige Entwicklung und ein Symptom eines kaputten Rentensystems.“ Seine Partei fordere daher eine grundlegende Rentenreform in Deutschland.
Beispiel Österreich
Wie das System künftig aussehen könnte, zeige Österreich. Pellmann rät Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) zu einem Besuch bei unseren Nachbarn, denn dort sei die Rente durchschnittlich 800 Euro höher als in Deutschland. „Das muss auch bei uns möglich sein“, so der Experte. Dadurch wären angemessene Bezüge sichergestellt und seien Menschen nicht mehr dazu gezwungen, im Alter weiterhin zu arbeiten.
Rentenlücke: Von der Maloche in die Altersarmut – Rente birgt sozialen Sprengsatz
Hohe Dunkelziffer
Interessant wäre in dem Zusammenhang, wie hoch der Anteil von Seniorinnen und Senioren bei den Tafeln ist, wie viele Menschen im Alter Flaschen sammeln oder für ein „Taschengeld“ ausgenutzt werden. Die Dunkelziffer bei der Altersarmut dürfte weit erschreckender sein als 1,1 Millionen Beschäftigte im Rentenalter.
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