Wenn der Staat sich seiner Verantwortung entzieht, springen immer öfter private Initiativen, Vereine und Verbände ein. So auch zum Schulstart, um Familien zu helfen, die dank Bürgergeld keine Chance haben, die Kosten zu stemmen. Bestes Beispiel: Damit Ranzen und Co. finanziert werden können, verlost der Verein Sanktionsfrei einen Schulbonus in Höhe von 150 Euro – das Geld stammt von Menschen, die verstanden haben, dass schon armutsbetroffene Kinder unter Ausgrenzung leiden.
Einschulung darf kein Luxus sein
Die klare Botschaft des Vereins Sanktionsfrei: „Einschulung darf kein Luxus sein!“ Und doch: Die Anforderungen übersteigen schon lange den Betrag, der schulpflichtigen Kindern zugestanden wird. Zusätzlich zum Regelsatz von 348 Euro für 6 bis 13 Jahre alte Mädchen und Jungen gibt es in diesem Jahr 174 Euro für Schulbedarf aus dem Schulbedarf aus Bildungspaket (BuT). Das sind 116 Euro für das erste Schulhalbjahr und 58 Euro im zweiten Halbjahr.
Leistungen für Schulbedarf decken nicht einmal den Tornister
Wenn man diesen Zahlen den Kosten für eine Erstausstattung gegenüberstellt, hat man mit den Leistungen zum Schulbedarf aus dem Bildungs- und Teilhabepaket gerade einmal den Tornister samt Federmäppchen und Turnbeutel bezahlt, vielleicht noch ein paar Überraschungen für die Schultüte. Alles andere muss an anderer Stelle gespart werden – und das ist schon lange nicht mehr möglich. Rücklagen bilden und Bürgergeld schließen sich mittlerweile aus.
Kosten von mehreren hundert Euro
Rechnen muss man bei der Einschulung je nach Vorgaben der Schule – und den persönlichen Ansprüchen – mit Ausgaben von mindestens 250 Euro. Dafür gibt es dann vornehmlich Gebrauchtes. Die Sparkassen rechnen mit 530 bis 1.410 Euro (inklusive Schreibtisch, den man als Bedarf beim Jobcenter geltend machen kann).
Kosten für Einschulung überfordern Bürgergeld Familien
Das brächte Sparen
Zur Info für alle, die jetzt aufschreien und erklären, der Tag der Einschulung kommt nicht völlig überraschend: Selbst wenn Mama und Papa jeden Monat den für das Bildungswesen des Kindes vorgesehen Regelbedarf von 1,80 Euro zur Seite legen: Nach sechs Jahren oder 72 Monaten ließen sich so nur 129,60 Euro sparen – wobei diese 1,80 Euro für das Bildungswesen kein statischer Betrag ist, sondern sich mit der jährlichen Regelsatz-Anpassung um ein paar Cent ändert.
Sanktionsfrei hilft Kindern
Diese Probleme sind seit Jahren bekannt. Getan hat sich nichts. Daher helfen andere. Beim Verein Sanktionsfrei beträgt der Schulbonus 150 Euro, den Familien mit Kindern zur Einschulung zusätzlich zum Regelsatz als auch zusätzlich zu den Leistungen aus dem Bildungspaket erhalten können. Auf Bürgergeld anrechnen darf das Jobcenter diesen Bonus nicht, da diese Zahlung durch den § 11a Abs. 4 SGB II (sog. Tafelparagraf) geschützt ist. Dort heißt es:
(4) Zuwendungen der freien Wohlfahrtspflege sind nicht als Einkommen zu berücksichtigen, soweit sie die Lage der Empfängerinnen und Empfänger nicht so günstig beeinflussen, dass daneben Leistungen nach diesem Buch nicht gerechtfertigt wären.
Unterstützen möchte man so viele Kinder wie möglich. Aus der eigenen Kasse sind bereits 3.000 Euro im Topf, womit schon 20 Mädchen und Jungen geholfen ist.
Infos zur Teilnahme
Jede Familie mit mindestens einem Kind, welches dieses Jahr eingeschult wird, kann teilnehmen. Nur eine Teilnahme je Haushalt ist möglich – bei mehreren Teilnahmen wird man ausgeschlossen.
Teilnahme schnell und unkompliziert:
Email an mehrbedarf@posteo.de schreiben
Betreff: Vollständiger Vor- und Nachname (wie er auch im Bürgergeld-Bescheid steht)
Einsendeschluss ist bis zum 5. Juli 2023 um 12 Uhr. Unter allen teilnehmenden Familien wird dann nach dem Zufallsprinzip ausgelost. Wurde man ausgelost, kontaktiert sanktionsfrei e.V. die Gewinner. In diesem Fall muss man den Leistungsbescheid zur Überprüfung der Daten einschicken. Wenn alles passt, werden die 150 Euro ausgezahlt.
Weitere Infos zu dieser Initiative sowie Spendenmöglichkeiten finden sich auf der Aktionsseite des Vereins.