Für Hartz IV Bedürftige, Haushalte mit geringem Einkommen und Rentner kommt es dieses Jahr ganz dicke: Schätzungen zufolge belastet die Inflation im Bereich Lebensmittel jeden einzelnen mit 250 Euro. Und das ist nur vorsichtig gerechnet angesichts einer Teuerung von rund 11,1 Prozent im Mai 2022. Damit deckt der 200-Euro-Bonus für Hartz IV Bedürftige nicht einmal die Mehrkosten für Brot, Wasser und Co.
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Inflationsrate steigt auf 7,9 Prozent
Die Inflationsrate im Mai beträgt laut Statistischem Bundesamt voraussichtlich 7,9 Prozent. Nur auf Nahrungsmittel bezogen listet die Behörde einen vorläufigen Wert von 11,1 Prozent. Unter dem Strich geht man davon aus, dass die Verbraucherpreise im Vergleich zu April 2022 um 0,9 Prozent gestiegen sind.
250 Euro Mehrausgaben für Lebensmittel
Damit ist der Zenit noch lange nicht überschritten. Davon geht zumindest der Kreditversicherer Allianz Trade aus. Dessen Berechnungen liegen Preissteigerung im Lebensmitteleinzelhandel von 10,7 Prozent zugrunde. Damit ergeben sich laut der Experten Mehrausgaben von 250 Euro pro Person.
Preise steigen weiter
Bislang seien die Preise im Handel um 6,6 Prozent angehoben worden, wohingegen die Hersteller im Vergleich zum Vorjahr bereits 16,6 Prozent mehr verlangten. Diese Differenz werde sich, so die Versicherung, „zeitnah und in hohem Maße auf die Verbraucherpreise durchschlagen“.
200-Euro-Bonus reicht nicht
Damit dürfte eines klar sein: Hartz IV Bedürftige und Haushalte mit knappem Budget müssen den Gürtel nochmals enger schneller, sofern das überhaupt möglich ist. Denn das Entlastungspaket ist diesbezüglich nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Auszahlung im Juli
Empfängerinnen und Empfänger von Sozialleistungen erhalten aus dem Entlastungspaket einmalig 200 Euro, die frühestens im Juli ausgezahlt werden sollen – wenn der Anspruch auf Hartz IV Leistungen besteht . Nach Adam Riese sind das 50 Euro weniger als die Teuerung bei Lebensmitteln.
Energiekosten steigen ebenfalls
Das Problem dabei: Die 250 Euro Mehrkosten beziehen sich nur auf Lebensmittel. Alles andere ist noch nicht eingerechnet, auch nicht die ständig steigenden Stromkosten. Denn gerade im Bereich Energie legen die Verbraucherpreise spürbar zu: im Mai um 38,3 Prozent.
35 Prozent höhere Stromkosten
In Zahlen ausgedrückt: Laut Check24 zahlte ein Single für 1.500 Kilowattstunden Strom im März 2021 rund 538 Euro jährlich. In diesem Jahr stand auf der Rechnung bereits ein Betrag von 725 Euro. Das sind 187 Euro oder 35 Prozent mehr.
2022: Stromkosten fast 40 Prozent höher als die Hartz IV Pauschale
Inflation wird zur Belastungsprobe
250 Euro höhere Kosten für Lebensmittel, 190 Euro höhere Ausgaben für Strom – das macht nur für diese beiden Positionen 440 Euro im Jahr oder 36,67 Euro im Monat. Umgerechnet entspricht das acht Prozent des Regelsatzes, den ein alleinstehender Hartz IV Bedürftiger erhält. Selbst wenn man den Bonus berücksichtigt, bleiben 240 Euro, die man irgendwie aufbringen muss.
Was heißt das für das Bürgergeld?
Wenn beim Bürgergeld, wie von der Regierung versprochen, die extreme Teuerung berücksichtigt wird, müssten demnach mindestens 35 Euro mehr gezahlt werden. Plus die jetzt von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) angekündigten 40 bis 50 Euro aufgrund der neuen Berechnungsgrundlage bei den Einkommen.
Arbeitsminister: Bürgergeld soll etwa zehn Prozent höher sein als Hartz IV
Das wären dann 75 bis 85 Euro mehr im Monat und insgesamt maximal 534 Euro, ausgehend vom Hartz IV Regelsatz für einen Single in Höhe von 449 Euro. Selbst damit würde das Bürgergeld nicht den Betrag erreichen, der von Verbänden und Experten als nötig erachtet wird: mindestens 600 Euro.
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