Nullrunde beim Bürgergeld und gleichzeitig steigende Kosten: Das kann auf Dauer nicht gut gehen und führt letzten Endes dazu, dass Betroffene noch weiter an den Rand gedrängt werden. Das gilt insbesondere bei den Stromkosten. Der im Regelsatz vorgesehene Bedarf deckt in vielen Regionen schon heute nicht die tatsächlichen Kosten. Und da Strom im kommenden Jahr teurer werden soll – zwar nicht flächendeckend – verschärft sich das Problem für immer mehr Haushalte.
Strom wird nicht separat gezahlt
Was viele Bürgergeldkritiker gerne übersehen, wenn sie über zu hohe Regelsätze und den lauen Lenz Betroffener schimpfen: Die Stromkosten werden nicht separat übernommen. Sie gehören nicht zu den Kosten der Unterkunft, sondern sind im Regelsatz integriert. Das heißt: Es gibt einen pauschalen Wert, der bundesweit für alle Bürgergeld Bedürftigen gilt. Hinzu kommt gegebenenfalls eine weitere Pauschale – lächerliche 12,95 Euro bei einem Single –, sofern die Warmwasseraufbereitung mit Strom erfolgt.
Tatsächliche Kosten sind deutlich höher
Für einen Single sieht der aktuelle Regelsatz, der auch im kommenden Jahr gelten wird, einen Wert von 47,73 Euro für Strom vor. Wir hatten bereits mehrfach darauf aufmerksam gemacht und mit Zahlen belegt, dass damit vielerorts die Kosten nicht gedeckt sind. Bezogen auf die reinen Stromkosten kann die Differenz bis zu 231,48 Euro betragen (Köln). Bezieht man auch die Aufbereitung von warmem Wasser in die Rechnung ein, sind es 369,38 Euro oder monatlich 30,78 Euro.
+++ Erschreckend: Bürgergeld Regelsatz deckt Stromkosten nicht
2025 drohen höhere Strompreise
Da die Netzentgelte, einer der wesentlichen Bausteine des Strompreises, ab 2025 neu aufgeschlüsselt werden, steigen für die meisten Kunden die Stromkosten. Lediglich in einigen Regionen, die bisher deutlich höhere Netzentgelte bezahlen mussten, gibt es eine spürbare Entlastung. Davon profitieren bundesweit rund zehn Millionen Haushalte. Alle anderen müssen mit knapp 3,4 Prozent höheren Stromkosten rechnen. Bei einem Durchschnittshaushalt mit 3.500 Kilowattstunden Verbrauch gehen die Netzbetreiber von 7,70 Euro Mehrkosten im Jahr aus.
Sparen mit einem Anbieterwechsel
Und da auch Kleinvieh bekanntlich Mist macht und in vielen anderen Lebensbereichen die Kosten ebenfalls steigen, muss man sparen. Das gilt umso mehr, weil diese Entwicklung im Bürgergeld Regelsatz nicht berücksichtigt wird. Das Gute: Sparen beim Strom ist relativ einfach. Wie? Die Bundesnetzagentur rät jedem, die Strompreise zu vergleichen und zu einem günstigeren Anbieter zu wechseln.
Wechselbereitschaft: 6,02 Millionen Haushalte
Diesem Aufruf folgen immer mehr Verbraucher. 6,02 Millionen Haushaltskunden haben 2023 ihren Stromanbieter gewechselt. Die höchste Ersparnis haben jene, die in der teuren Grundversorgung stecken. Die Sorge, bei einem Anbieterwechsel plötzlich ohne Strom dazustehen, ist völlig unbegründet. Im Zweifelsfall übernimmt immer der Grundversorger vor Ort.
So läuft ein Wechsel ab
Ein Stromanbieterwechsel, der Bürgergeld Bedürftige entlasten kann, ist nicht sonderlich kompliziert. Über die aktuelle Rechnung weiß man, wie hoch der Stromverbrauch ist und wann der Vertrag gekündigt werden kann. Für den Stromanbietervergleich benötigt man dann den Verbrauch und die Postleitzahl. Hat man ein gutes Angebot gefunden, kann man den Tarif direkt beim Anbieter abschließen. Dabei erteilt man in der Regel auch eine Vollmacht, damit der alte Vertrag gekündigt werden kann. Am Tag des Wechsels, rät der Bundesverband Verbraucherzentrale, teilt man dann den Zählerstand dem Netzbetreiber sowie dem alten und dem neuen Versorger mit.
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