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300 Euro Hitzebonus – Bürgergeld Bedürftige werden verhöhnt

Illustration eines Thermometers das Hitze anzeigt mit 300 Euro im Vordergrund

Sie werden verhöhnt und beschimpft: Bürgergeld Bedürftige als Prellbock zu benutzen, gehört für viele längst zum guten Ton. Und offensichtlich scheuen sich auch sogenannte Influencer nicht mehr, mit dem Bürgergeld und dem Leid anderer Quote zu machen. In diese Kategorie fällt auch ein Video, das aktuell über die Plattform TikTok viral geht und bereits über eine Million Aufrufe generiert hat – es verspricht Bürgergeld-Betroffenen einen Hitze-Bonus von 300 Euro.

Angeblich Geld für Ventilatoren und Klimaanlagen

Online gestellt wurde das Video am 18.07.2023 – in den 20-Sekunden erklärt eine Frauenstimme, dass alle Bürgergeld-Bedürftigen an diesem Tag bei ihrem Jobcenter einen 300 Euro Hitzebonus ausgezahlt bekommen. Gedacht sei das Geld etwa für die Anschaffung eine mobilen Klimagerätes, Ventilatoren oder den Besuch im Freibad.

Viele nehmen es ernst

Dass es sich bei diesem Video der TikToker um einen wirklich schlechten Scherz handelt, geht in der aktuellen Debatte um Zwangsarbeit für Bürgergeld Bedürftige und den Streit um die Regelsätze schnell unter. Viele scheinen es tatsächlich ernst zu nehmen oder fragen sich zumindest, ob es ernst gemeint ist. Wäre es keine Satire, müsste man es schon fast als „Fake News“ deklarieren.

Clickbait zulasten Armutsbetroffener

Um es klar zu sagen: Es gibt diesen im Video versprochenen Hitzebonus nicht – hier wird einfach mit der Geldnot armer Menschen gespielt. Und auch sonst dürfen Bürgergeld Bedürftige in den kommenden Wochen und Monate keine weiteren Hilfen erwarten, trotz Inflation und dem Nachweis, dass die Regelsätze zu knapp kalkuliert sind. All das ist hinlänglich bekannt. Aber Menschen, die finanziell am Abgrund zu stehen, zu veräppeln – da können einige offenbar nicht widerstehen.

Menschenverachtender Content

Die Nutzer springen darauf an. Ziel erreicht und Klicks generiert, möchte man sagen. Wieder einmal eine Chance, Bürgergeldempfänger als dumm darzustellen und darüber zu lachen, wie viele Betroffene direkt zum Jobcenter laufen – und dabei den Algorithmus noch positiv beeinflussen. So einfach ist es, sich auf Plattformen wie TikTok ganz weit aus dem Fenster zu lehnen und menschenverachtenden Content zu goutieren – und es scheint zu funktionieren oder die User amüsierten sich darüber. Auf dem Account des Erstellers ist es eines der jüngsten aber dafür mit Abstand reicheweitenstärksten Video..

Wir haben bereits viele Anfragen bezüglich dieses angeblichen Hitzebonus bekommen haben, ob es diesen wirklich gibt und wie man ihn erhält. An dieser Stelle bleibt uns nur klarzustellen, dass sich TiKToker einen Spaß daraus machen, auf dem Rücken und der Hoffnung anderer Klicks zu generieren.

Eine Bühne werden wir diesem Geschäftsmodell nicht bieten, weshalb wir weder das Video noch den Account verlinken. Es wäre auch zu schade um die 20 Sekunden.

Video bedient Klischees

Glücklicherweise betonen einige Kommentatoren unter dem Video, dass man nicht alle über einen Kamm scheren dürfe. Aber es ändert nichts daran, dass sich im Laufe der Jahre ein Menschenbild etabliert hat, das absolut realitätsfern ist. Hier wird auf geschmacklose Art und Weise ein Klischee bedient, das sich angesichts der Klickzahlen und der Zustimmung offenbar fest in der Gesellschaft verankert hat. Es ist eben sehr einfach, sich über die Ärmsten der Gesellschaft lustig zu machen und noch schöner, wenn es nahezu anonym passiert in den sozialen Medien.

Betroffene werden mit Füßen getreten

Jeder Aufruf des Videos ist ein Schlag ins Gesicht derer, die hart arbeiten, trotzdem ihre Familie nicht ernähren können und Bürgergeld beantragen müssen um das Existenzminimum der Familie zu sichern. Jeder, der zu krank oder zu alt für den Arbeitsmarkt ist, wird mit Füßen getreten. Aber wen juckt´s. Vielleicht überlegt sich der Autor des Videos einfach mal, wie es sein muss, wenn man sich den Besuch im Freibad tatsächlich nicht leisten kann oder auch bei den hitzigen Temperaturen kein Geld für einen Ventilator hat – ein Klimagerät könne man aufgrund der Stromkosten ohnehin nicht aus dem Bürgergeld Regelsatz betreiben. Das gilt inzwischen für Millionen Armutsbetroffene, Tendenz leider steigend. Deren Sorgen sollte man weit mehr Aufmerksamkeit schenken als derlei Machwerken.

Bild (Montage): Savvapanf Photo und Guenter Albers/ shutterstock.com

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