Von wegen, mit Bürgergeld hat man mehr in der Tasche und kann sich den ganzen Tag ausruhen. Berechnungen, die nicht auf Mythen, sondern auf Fakten und allen Optionen des Sozialstaates beruhen, die wie etwa das Wohngeld auch Arbeitnehmern zugutekommen, belegen: Arbeit lohnt sich. Damit bestätigen die jüngsten Berechnungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung das ewige Mantra von CDU, CSU, FDP und AfD.
Bewiesen: Arbeit lohnt sich
Kaum ein Satz wurde im Kontext des Bürgergeldes so oft wiederholt, politisiert und hochstilisiert wie „Arbeit muss sich lohnen“. Dazu liegen inzwischen viele Berechnungen vor. Berücksichtigt man nur Lohn und Bürgergeld, hinkt die Gleichung. Denn der Staat hilft auch jenen, die arbeiten und wenig verdienen. Das wird in der Anti-Bürgergeld-Propaganda gerne verschwiegen.
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Das Problem bei Musterrechnungen
Musterrechnungen haben zwar immer einen Hauch Theorie – denn mal gibt es eine Tafel oder ein Sozialkaufhaus in der Nähe, mal sind die Mieten in der Region höher oder günstiger. All das müsste berücksichtigt werden, weil es den Haushalt be- oder entlastet. Nimmt man die nackten Zahlen zu Mindestlohn, Bürgergeld sowie die möglichen Ansprüche auf Wohngeld oder Kinderzuschlag, gelangt man jedoch zu einem recht realistischen Bild.
Acht Konstellationen mit Bürgergeld
Das (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hat für das ARD-Format „Monitor“ verschiedene Konstellationen durchgerechnet. Die Experten untermauerten mit jedem Musterhaushalt, dass Arbeit sich tatsächlich lohnt.
Bis zu 848 Euro mehr im Portemonnaie
Bei einem Alleinstehenden, der Vollzeit zum Mindestlohn arbeitet, sind es 532 Euro mehr als beim Bürgergeld. Konkret: Das Haushaltseinkommen mit Bürgergeld beträgt rein statistisch 966 Euro, beim Mindestlohn sind es 1.498 Euro. Macht 532 Euro Differenz. Und das ist schon beachtlich. Bei Familien mit drei Kindern steigt der Wert auf 506 bis 848 Euro, je nachdem, wie alt die Kinder sind. Auch hier ein Beispiel: Bei drei Kindern im Alter von 14 bis 17 Jahren sind es beim Bürgergeld 3.514 Euro und beim Haushalt mit Mindestlohn 4.020 Euro.
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Teils deutliche Abstände
Insgesamt acht solcher Musterfamilien mit mindestens einer Person, die Bürgergeld bezieht, wurden durchgespielt.
„Wir haben festgestellt, dass man in allen diesen denkbaren Konstellationen mehr Geld hat, wenn man arbeitet, und dass der Abstand teils auch sehr deutlich ist“,
betont Bettina Kohlrausch, Wissenschaftliche Direktorin am WSI.
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Bessere Löhne schützen vor Armut
Die Wissenschaftlerin übt heftige Kritik an denen, die immer wieder kolportieren, das Bürgergeld sorge dafür, dass Menschen nicht mehr arbeiten wollen. In ihren Worten spiegelt sich zwar die Nähe zur Gewerkschaft wider, aber sie treffen den Kern dessen, worauf inzwischen viele Experten hinweisen:
„Wer den sozialen Zusammenhalt in unserem Land stärken will, sollte nicht gegen das Bürgergeld polemisieren, sondern sich für einen höheren Mindestlohn und mehr Tarifbindung einsetzen“.
Das sei der beste Schutz vor Armutslöhnen.