In Erklärungsnot gerät die Bundesagentur für Arbeit (BA) angesichts der Vermittlungsquote. Die nimmt Jahr für Jahr ab. Dabei sollte es eine der Hauptaufgaben der BA sein, Menschen aus dem Bürgergeldbezug in einen Job zu vermitteln. Das scheint nicht mehr zu funktionieren, obwohl die Behörde mit 110.000 Beschäftigten eine der größten des Landes ist. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann nennt diese Entwicklung „erschreckend“.
Menschen in Arbeit bringen
Im Zahlendickicht rund um das Bürgergeld und die Bundesagentur für Arbeit nimmt die Vermittlungsquote eine besondere Stellung ein. Sie gibt an, wie hoch der Anteil der durch die BA und Jobcenter vermittelten Bürgergeldempfänger an der Gesamtzahl derer ist, die ihre Arbeitslosigkeit beendet und eine bezahlte Beschäftigung gefunden haben. Letztlich spiegelt sich in dieser Quote wider, wie effizient die Behörde arbeitet.
Quote sackt auf 5,5 Prozent
Bei Betroffenen, die einst auf Hartz IV und heute auf das Bürgergeld angewiesen sind, lag die Vermittlungsquote 2014 bei 13,9 Prozent. Das war schon ein eher maues Ergebnis. Im Jahr 2018 deutete sich dann der langsame Abstieg an, mit 10,5 Prozent. Für das vergangene Jahr gibt die Statistik einen Wert von lediglich 5,5 Prozent an. In Zahlen: 24.759 Menschen wurden durch die BA oder eines der Jobcenter in eine sozialversicherungspflichtige Arbeit vermittelt. Bei denen, die Arbeitslosengeld I bezogen und weniger als ein Jahr vom Amt unterstützt wurden, waren es 78.840 (6,6 Prozent – zum Vergleich: 2014 waren es 12,6 Prozent).
Jobcenter zweigen Bürgergeld Fördergelder in eigene Verwaltung
Interessant dabei ist ein Blick auf die Verwaltungskosten der Jobcenter. Während die Anzahl der erwerbsfähigen Hilfebedürftigen von 2014 auf 2022 um etwa 15 Prozent gesunken ist, sind die Verwaltungskosten um fast 30 Prozent gestiegen.
Jahr | Verwaltungskosten (SGB II) in Mio. | Erwerbsfähige Hilfebedürftige (ELB) | Verwaltungskosten je ELB |
2022 | 7.053 € | 3.716.072 | 1.898 € |
2021 | 6.872 € | 3.792.178 | 1.812 € |
2020 | 6.823 € | 3.889.188 | 1.754 € |
2019 | 6.772 € | 3.894.008 | 1.739€ |
2018 | 6.555 € | 4.141.330 | 1.583 € |
2017 | 6.275 € | 4.362.181 | 1.439 € |
2016 | 6.019 € | 4.311.782 | 1.396 € |
2015 | 5.639 € | 4.327.206 | 1.303 € |
2014 | 5.502 € | 4.354.239 | 1.264 € |
Quelle: Bundesagentur für Arbeit (BA): Strukturen der Grundsicherung SGB II + Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ)
BA beruft sich auf Grundlagenarbeit
Recherchiert hat die Zahlen der Nachrichtensender n-tv. Eine Anfrage bei der Bundesagentur für Arbeit, warum die Vermittlung Bürgergeld-Bedürftiger immer mehr in Stocken gerät und die Quote derart schlecht ist, brachte wenig Licht ins Dunkel. Eine Sprecherin der BA erklärte, dass die Aufnahme einer Beschäftigung nur dann in die Vermittlungsquote einfließt, wenn sie „nach Auswahl und Vorschlag“ seitens der BA oder des Jobcenters zustande kam. Die Behörden hätten auch aufgrund ihrer Beratung, der Informationsplattform „Jobsuche“ und vielen anderen Services wie der Potenzialanalyse ihren Anteil an der Vermittlung in Arbeit.
Unterkunftskosten beim Bürgergeld – massive Mittelkürzungen geplant
CDU: Zahlen sind erschreckend
Carsten Linnemann, seines Zeichens auch einer der größten Bürgergeld-Kritiker, reicht diese Aussage nicht. Gegenüber n-tv erklärte er:
„Der Rückgang der Vermittlungsquote ist erschreckend. Die Politik muss die Bundesagentur für Arbeit wieder in die Lage versetzen, ihre eigentliche Kernaufgabe zu erfüllen, möglichst viele Menschen in Arbeit zu bringen.“
Die BA dürfe nicht nur Auszahlungs- und Maßnahmenstelle sein.
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