Ein Plus von 11,8 Prozent: Das Bürgergeld ist zwar spürbar höher als der Hartz IV Regelsatz. Doch die Fortschreibung deckt nicht einmal die aktuelle Inflation. Das betrifft viele Lebensbereiche. Deutlich wird dies vor allem bei Lebensmitteln und Strom. Hier liegt die Teuerung bereits im August fast fünf Prozent höher als die Anpassung beim Bürgergeld – und das trotz neuer Berechnungsgrundlage.
Berechnung in zwei Schritten
Die Ampelkoalition hat sich darauf geeinigt, für das Bürgergeld eine neue Formel zu nutzen. Es fließt nicht mehr nur die bisherige Inflation (Juli des Vorvor- bis Juni des Vorjahres), sondern in einem zweiten Schritt auch die zu erwartende Inflation in die Kalkulation ein. Daraus hat sich beim Bürgergeld im Vergleich zu Hartz IV eine Erhöhung um 11,8 Prozent ergeben.
Teuerung bei Strom und Lebensmitteln: 16,6 Prozent
Gleichzeitig steigen aktuell aber die Preise für Lebensmittel und für Strom um jeweils 16,6 Prozent (Daten des Statistischen Bundesamtes für August 2022). Das heißt: Die von den Grünen gelobte signifikante Erhöhung verpufft schon, bevor das Bürgergeld überhaupt in Kraft tritt. Und da Experten nicht mit einer Entspannung rechnen, wird die Lage für Betroffene noch dramatischer.
Fünf Euro für drei Mahlzeiten
Schon jetzt haben immer mehr Haushalte – ob Hartz IV, einkommensschwach oder Rentner – Probleme, den Einkauf überhaupt noch bezahlen zu können. In der Grundsicherung stehen einem Single für Lebensmittel, Getränke und Tabak täglich knapp 5,20 Euro zur Verfügung. Ab dem nächsten Jahr sind es 5,81 Euro. Ein Betrag, der „vorne und hinten nicht reicht“, betont die Vorsitzende des Sozialverbandes VdK.
Enorme Preisdifferenz beim Strom
Wie weit das geplante Bürgergeld von der Realität abweicht, wird noch deutlicher mit Blick auf die Strompreise. Im Regelsatz für das Bürgergeld sind monatlich 42,55 Euro für Strom vorgesehen. Schon heute zahlt ein Ein-Personen-Haushalt in Berlin mindestens 49,60 Euro, meist sogar deutlich mehr für 1.500 Kilowattstunden. Die Differenz muss dann an anderer Stelle gespart werden.
Bürgergeld fängt Teuerung nicht auf
Diese Beispiele zeigen: Das Bürgergeld kann die Teuerung nicht auffangen. Verbände und Co. plädieren daher nicht grundlos schon seit Jahren für eine ehrliche Berechnung, die angesichts der Inflation bei knapp 800 Euro monatlich liegen müsste.
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