Das Bürgergeld und die Rente mit 63 sind zwei Elemente des deutschen Sozialsystems, mit denen sich der Bund katholischer Unternehmer (BKU) nicht anfreunden kann. Damit verschließe man die Augen vor der Realität. BKU-Präsident Martin Nebeling hat in einem Rundumschlag auch gleich den Schuldigen ausgemacht: die SPD. Sie habe sich verrannt. Hinsichtlich des Bürgergelds spricht er von zu viel Solidarität und bei der Lebensarbeitszeit könne es gar nicht im Interesse der Menschen sein, früh in Rente zu gehen.
Christliche Soziallehre
Viele offene Stellen, damit einhergehend ein immer größerer Fachkräftemangel und die lauter werdende Forderung nach weniger Wochenarbeitsstunden: Für den BKU, der in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert und rund 1.000 Unternehmen vertritt, eine Entwicklung, der man entschieden entgegentreten muss. Dabei beruft sich der Bund katholischer Unternehmer auf die „christliche Soziallehre“. Sie fordere abzuwägen, zwischen dem Anspruch, Menschen in Not zu helfen, und ihnen die Verantwortung für sich selbst zu überlassen.
Hilfe nur in Krisensituationen
Damit spielt Martin Nebeling in einem Interview mit dem „Focus“ auf das Bürgergeld an. Es brauche keine Sozialleistung, bei der Menschen überlegen, ob es schöner sei, Bürgergeld zu erhalten oder Spargel zu stechen. Vielmehr müsse die Frage lauten, was man als Mensch selbst für sich leisten könne. Hilfe dürfe es nur in Krisensituationen geben, die in der Regel zeitlich überschaubar seien und wieder endeten.
40% wollen kein Bürgergeld trotz Hilfebedürftigkeit
Jeder muss sich einbringen
Der Staat müsse verlangen, dass Menschen sich überlegen, welche Fähigkeiten sie haben, wie sie sich in die Gesellschaft einbringen und im Wirtschaftsleben weiterkommen. Geschehe dies nicht, betone man zu sehr die Solidarität. Schließlich würden Steuerzahler gerne wissen, was mit ihrem Geld passiert. Sie empfänden es als ungerecht, wenn man ihnen Geld abnehme, das in Bürgergeld Bedürftige investiert werde, die nicht einmal angehalten würden, für sich selbst zu sorgen.
Kritik an Rente mit 63
Problematisch sieht Martin Nebeling auch die Rente mit 63 und die Debatte um die Arbeitszeit. Weil immer weniger Menschen ins Berufsleben eintreten, müsse völlig klar sein, „dass sich da ein Leck auftut“. Das könne man nicht einer Reduzierung des Arbeitsvolumens stopfen. Um die Rente zu finanzieren, müsse länger gearbeitet werden. Wer lange arbeite, bleibe auch fit. „Warum können Ältere nicht 20 Stunden in der Woche jene Aufgaben übernehmen, die sie noch gut erledigen können?“, so Nebeling. Man müsse Erfahrung auch anerkennen.
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