Die finanzielle Belastung durch die Inflation fällt bei ärmeren Haushalten fast zwei Prozent stärker aus als bei Haushalten mit hohem Einkommen. Bürgergeld Bedürftige, Rentner und Menschen in prekären Jobs haben also weit mehr mit der Teuerung zu kämpfen und bekommen die steigenden Preise in allen Lebensbereichen besonders heftig zu spüren. Das bestätigt der aktuelle Inflationsmonitor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.
1,9 Prozent soziale Spreizung
Für den Monat April 2022 weisen die offiziellen Statistiken eine Inflation von 7,2 Prozentpunkten aus. Damit ist die Teuerung leicht rückläufig. Erfreulicherweise nehmen auch die sozialen Unterschiede zwischen armen und reichen Haushalten ab. Aber: Die Spreizung beträgt nach wie vor 1,9 Prozent (Vormonat: 2,4 Prozent):
- Inflationsbelastung Alleinlebender mit niedrigem Einkommen: 8,1 Prozent.
- Inflationsbelastung Alleinlebender mit sehr hohem Einkommen: 6,2 Prozent.
Preistreiber haben hohes Gewicht
Der Grund, weshalb die Teuerung Bürgergeld Bedürftige und andere Armutsbetroffene besonders trifft: Die wichtigsten Preistreiber wie Nahrungsmittel und Haushaltsenergie haben in ihrem Warenkorb laut IMK ein besonders hohes Gewicht. Das Institut bewertet die Teuerung seit Anfang 2022 und berücksichtigt dabei neun repräsentative Haushaltstypen. Die größte soziale Differenz ergab sich im Oktober 2022 mit 3,1 Prozent.
Die Teuerung bei Lebensmitteln und Strom
Wie stark sich Lebensmittel und Energie auf die Inflationsbelastung von Bürgergeld Bedürftigen auswirken, zeigen die Detailauswertungen. Bei ärmeren Alleinlebenden beruhen allein 5,5 der 8,1 Prozent auf diese beiden Faktoren. Zum Vergleich: Für sehr gut verdienende Singles kommt das IMK auf einen Wert von 2,2 Prozent. Familien mit zwei Kindern und geringem Einkommen belasten Brot und Co. mit 5,2 Prozentpunkten. Handelt es sich indes um eine Familie mit mittlerem Einkommen, sind es nur noch 3,9 Prozent.
Experten rechnen mit Entspannung
Verschärft werde dieses Problem dadurch, dass Haushalte mit geringem Einkommen Alltagsgüter, die sie vornehmlich kauften, kaum ersetzen könnten und überdies nur geringe finanzielle Rücklagen hätten. Zumindest gibt es Hoffnung: Die IMK-Inflationsexpertin Dr. Silke Tober und IMK-Direktor Prof. Dr. Sebastian Dullien gehen für die nächsten Monate von einer leichten Entspannung und Preisrückgängen aus.
IMK Policy Brief Nr. 150 – Mai 2023