Ein Bürokratiemonster wie das Bürgergeld wird nicht über Nacht zum Kuschelkätzchen. Dabei reichen schon ein paar Umdrehungen an wenigen Stellschrauben, um Betroffenen das Leben etwas leichter zu machen. Das hat offenbar auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) erkannt. Sie überarbeitet sukzessive ihre Schreiben an Bürgergeldempfänger. Sie sollen verständlicher und im Ton freundlicher werden. Auf lange Sicht spart das Arbeit und mitunter auch viel Ärger.
Klobige Endlossätze mit juristischem Touch
Offizielle Schreiben wirken sprachlich meist klobig. Das „Juristendeutsch“ dient den Behörden als Rückversicherung. Denn jede Information muss oder sollte zumindest einer juristischen Prüfung standhalten. So entstehen Bescheide und „Aufforderungen zur Mitwirkung“, bei denen viele nur Bahnhof verstehen. Daher kommt es regelmäßig zu Nachfragen beim Jobcenter und verzögert sich schlimmstenfalls die Auszahlung des Bürgergelds. Alles Probleme, die man jetzt beseitigen möchte.
Bürgergeld-Regelsätze sind nicht transparent
7,4 Millionen Aufforderungen zur Mitwirkung
Der „Süddeutschen Zeitung“ liegt eine neue „Aufforderung zur Mitwirkung“ vor. Allein dieses Schreiben wurde voriges Jahr 7,4 Millionen Mal verschickt. Bislang begrüßte das Amt Bürgergeld Bedürftige mit den Worten
„Sie haben Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (SGB II) beantragt“.
Es sei zu überprüfen, ob und inwieweit ein Anspruch auf Leistungen bestehe beziehungsweise bestanden habe.
Persönliche Ansprache und Erklärungen
Jetzt lautet der Betreff
„Wir brauchen Ihre Mithilfe“
– deutlich netter – und bedankt sich das Jobcenter für die eingereichten Unterlagen. Es folgen eine persönliche Ansprache („Sie beziehen Bürgergeld-Leistungen“) und eine Erklärung der nächsten Schritte. Das Jobcenter informiert in verständlicher Weise:
„Wir überprüfen, ob und welcher Höhe Sie einen Anspruch auf Leistungen haben oder hatten.“
Gleichzeitig werden Endlos-Sätze „zerlegt“ und Beispiele genannt, wie man auf das Schreiben reagieren muss. Beispiel: Was müssen Bürgergeldempfänger bei einem Umzug beachten.
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Weniger Nachfragen
BA-Vorständin Vanessa Ahuja betont:
„Wir machen die Briefe verständlicher, strukturierter und freundlicher.“
Dadurch müssten Jobcenter weniger nachfragen, etwa weil Unterlagen fehlen, und Antragsteller erhielten schneller ihre Bewilligung. Eines wird sich allerdings nicht ändern: Auch künftig werden alle Schreiben – rund 190.000 jeden Tag – mit Auszügen aus dem Sozialgesetzbuch enden.
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