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Bürgergeld macht einsam

Mann und Frau sitzen entfernt voneinander auf Parkbank

Menschen, die auf Grundsicherung angewiesen sind, fühlen sich oft an den Rand der Gesellschaft gedrängt und ausgegrenzt. Dass dieses Gefühl keine bloße Einbildung ist, bestätigt auch die Umfrage einer Dating-Plattform aus 2021. Demnach werden Personen, die auf Bürgergeld (ehemals Hartz IV) Niveau leben und damit als mittellos gelten, im Vergleich zu Normalverdienern weitaus öfter als Beziehungspartner abgelehnt.

Mittellose Singles gehen leer aus

1.032 Mitglieder des Dating-Portals Gleichklang.de hatten sich dazu geäußert, welche Chancen mittellose Singles bei der Partnersuche haben. Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede.

Frauen lehnen potenzielle Partner zu 73 Prozent ab, wenn sich das Einkommen auf Bürgergeld Niveau bewegt. Männer scheinen diesbezüglich nicht so streng zu sein. Hier liegt die Quote derer, die klar „nein“ sagen, nur bei 32 Prozent.

Gleich und gleich gesellt sich gern

Hier zeigt sich einmal mehr, „gleich und gleich gesellt sich gern“. Bezogen auf die Studie: Je höher das Einkommen der Befragten war, desto eher lehnten sie Bürgergeld Bedürftige oder andere Personen mit geringerem Einkommen ab. Bildung und sexuelle Orientierung haben übrigens deutlich weniger Einfluss bei der Partnersuche.

Online: Bürgergeld Rechner

Vorbehalte gegen Bürgergeld Bedürftige

Im Rahmen der Umfrage wurde auch auf die Gründe eingegangen, warum Bezüge auf dem Level von Bürgergeld ein Ausschlusskriterium darstellen. Fünf Hauptvorbehalte kristallisierten sich heraus. Ganz oben steht der Wunsch nach einem finanziell unabhängigen Beziehungspartner (76,3 Prozent). Immerhin: Ausnahmen seien denkbar, wenn die Mittellosigkeit nicht selbst verschuldet ist.

Angst vor finanzieller Ausnutzung

Weitere Aspekte: Befürchtet werden ein ungünstiges Machtgefüge innerhalb der Beziehung (50,1 Prozent) und finanzielle Ausnutzung bzw. eine (zusätzliche) finanzielle Belastung durch einen Partner, der mittellos ist (36,3 Prozent). Interessanterweise wurden auch Sorgen geäußert, dass bei einem Einkommen auf Bürgergeld Niveau Persönlichkeits-Defizite zu befürchten sind.

Frauen sind kritischer

Diese Vorbehalte haben nicht nur Umfrageteilnehmer geäußert, die eine Beziehung zu ärmeren Personen grundsätzlich ablehnen. Auch diejenigen, die sich von Bürgergeld oder einem prekären Einkommen nicht sofort abschrecken lassen, haben diese Bedenken, wobei Frauen deutlich kritischer sind.

Bürgergeld: Trennung vom Partner rechtfertigt Umzug

Zurückweisung an der Tagesordnung

Die Umfrage erfolgte nicht grundlos. Denn immer wieder hatten sich Männer gemeldet, die nur aufgrund ihrer finanziellen Situation – ob nun bedingt durch Bürgergeld oder andere Auslöser – Zurückweisungen erlebt hatten. Diplom-Psychologe Dr. Guido F. Gebauer, der die Studie betreute, rät Betroffenen, trotz aller Schwierigkeiten optimistisch und selbstbewusst zu bleiben. Leichter gesagt als getan.

Bildnachweis: Masson / shutterstock.com