Zum 1. Mai ist der Nachfolger des 9-Euro-Tickets, das Deutschlandticket, an den Start gegangen. 49 Euro kostet es und erlaubt, bundesweit mit dem öffentlichen Personennahverkehr unterwegs zu sein. Das Bündnis sozialverträgliche Mobilitätswende, dem neben Sozial- und Wohlfahrts- auch Umweltverbände und Gewerkschaften angehören, kritisiert die Lösung als zu teuer – gerade für Bürgergeld Bedürftige, Rentner und Familien mit geringem Einkommen. Ihre Bewertung: „Das Deutschlandticket bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück.“
49 Euro sind zu teuer
Kritisiert wird vor allem der Preis. 49 Euro seien zu teuer. Setzt man die monatlichen Kosten in Relation zu dem, was im Bürgergeld Regelsatz für den Bereich Verkehr vorgesehen ist (45,02 Euro), fehlen 3,98 Euro monatlich. Diesen vermeintlich geringen Betrag an anderer Stelle zu sparen, ist angesichts der hohen Lebensmittel- und Energiepreise derzeit aber nicht möglich.
Betroffene fühlen sich an den Rand gedrängt
Auf weitere Mängel macht Harald Thomé vom Verein Tacheles aufmerksam. Auch er spricht sich für Änderungen aus. Oft sei das Ticket nur online zu kaufen – denn nicht überall gibt es den Fahrschein als Scheckkarte. Das setze voraus, dass man mit der Technik vertraut sei und über entsprechende Geräte verfüge. In diese Kerbe schlägt auch der Sozialverband VdK. Gerade ältere Menschen oder ärmere Haushalte besäßen keine Smartphones oder Computer. „Sie fühlen sich von der Nutzung ausgeschlossen und zunehmend an den Rand gedrängt“, erklärt VdK-Präsidentin Verena Bentele.
Das Abonnement-Problem
Überdies werde das Deutschlandticket, so Thomé, ausschließlich als Abonnement angeboten. Dafür benötige man ein Bankkonto. Dadurch blieben viele obdachlose Menschen außen vor. Auch bei Personen mit negativem Schufa-Eintrag bestehe die Gefahr, dass sie das 49-Euro-Ticket nicht kaufen könnten.
Wunsch nach pragmatischer Lösung
„Eine einfache und pragmatische Lösung wären Papiertickets mit aufgedrucktem QR-Code“, schreibt der VdK. Ein solches Ticket werde aber nicht von allen Verkehrsverbünden angeboten. Schon hier zeige sich, dass Deutschland mit Blick auf das Deutschlandticket ein Flickenteppich bleibe. Regierung und Verkehrsverbünde müssten ihr Wort halten und das Ticket für alle zugänglich bereitstellen.
Flickenteppich bei günstigeren Optionen
Beim Preis gibt es bereits Lösungen. Allerdings kochen Bundesländer und Regionen auch hier ihr eigenes Süppchen, weil eine einheitliche Lösung nicht möglich scheint. Hier nur einige Beispiele:
- Hessen will ein Sozialticket für 31 Euro einführen als Alternative zum Deutschlandticket.
- In Hamburg erhalten Bürgergeld Bedürftige das Ticket dank Sozialrabatt für 19 Euro monatlich.
- NRW plant ein bundesweit gültiges Ticket für unter 40 Euro.
- In Berlin gibt es vergünstigte Stadtbereichs-Tarife und ein Ticket für das Stadtgebiet – das aber nicht deutschlandweit genutzt werden kann.
- Bremen und das Saarland arbeiten ebenfalls mit ermäßigten Nahverkehrstickets.
Bürgergeld Bedürftige, Rentner und Familien mit geringem Einkommen sind also gut beraten, sich vor Ort zu informieren, welche Möglichkeiten bestehen.
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