Die enorme Teuerung macht vor allem finanzschwachen Haushalten zu schaffen. Hinsichtlich der Energiekosten hat die Bundesregierung inzwischen reagiert und einen Zuschuss in Höhe von 100 Euro für Hartz IV Bedürftige auf den Weg gebracht. Für Lebensmittel, bei denen die Inflation besonders spürbar ist, steht ein solcher Schritt noch nicht einmal zur Debatte. Dabei werden die Forderungen nach einem Zuschuss immer lauter – jetzt auch von der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG).
Gezielte Unterstützung nötig
Der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler erklärte gegenüber der Westfälischen Allgemeinen Zeitung:
„Wenn die Lebensmittelpreise weiter steigen, sollte der Staat über eine gezielte Unterstützung von ärmeren Haushalten und Hartz IV Empfängern nachdenken.“
Er schlägt vor, entweder den Hartz IV Regelsatz anzuheben oder aber einen Zuschuss zu zahlen, so wie bei den Energiekosten.
Die Gründe für eine solche Forderung liegen auf der Hand.
„Menschen mit geringeren Einkommen spüren den Preisanstieg überproportional am deutlichsten, da sie für Lebensmittel den größten Teil ihres Einkommens ausgeben müssen“,
so Zeitler. Konkret: Im Hartz IV Satz für einen Alleinstehenden sind 34,7 Prozent für Lebensmittel, Getränke und Tabakwaren vorgesehen. Das entspricht 155,82 Euro im Monat oder etwa 5,19 Euro pro Tag.
Verband warnt vor Diebstählen
Wenn ärmeren Haushalten angesichts einer Inflation von 7,3 Prozent und fast drei Euro für ein Pfund Butter nicht geholfen wird, zeichnet der Bremer Erwerbslosenverband ein düsteres Bild. In der NDR-Sendung „buten un binnen“ wurde explizit vor einer rapiden Zunahme von Lebensmittel-Diebstählen gewarnt.
Die Situation, gerade für Hartz IV Bedürftige, habe sich durch die Teuerungsrate akut verschärft, so Tobias Helfst vom Erwerbslosenverband. Er mahnt:
„Die Leute gehen klauen.“
Die Zahl der Ladendiebstähle, konkret von Lebensmitteln (Mundraub), werde steigen.
Schon jetzt zu wenig Hartz IV für gesunde Ernährung
Dass der Hartz IV Regelsatz schon seit Jahren zu knapp bemessen ist und eine gesunde Ernährung damit nur schwer möglich ist, wird durch Studien hinlänglich belegt. Die Inflation macht es Hartz IV Bedürftigen jetzt noch schwerer. Allein Öl (Sonnenblumen- und Raps-Öl) ist rund 30 Prozent teurer als vor einem Jahr. Bei Gemüse stiegen die Preise um 15 Prozent
Allgemein: Im Vergleich zum Vorjahr verteuerten sich Nahrungsmittel im März um 6,2 Prozent und bezogen auf den Februar 2022 um 5,3 Prozent. Ein Ende der Spirale ist nicht in Sicht. Da braucht es keine höhere Mathematik, um festzustellen, dass die Hartz IV Anpassung zum Jahreswechsel von weniger als einem Prozentpunkt die höheren Lebensmittelpreise nicht auffangen kann.
Quellen: Statistisches Bundesamt
Bildnachweis: Rene Jansa/ shutterstock.com