Vorhersagen gleichen einem Würfelspiel: Die richtige Zahl kommt nur selten. Das gilt inzwischen auch für sämtliche Hochrechnungen, Prognosen und Erwartungen zu Hartz IV. Schönrechnen kann jeder. Wenn dann aber die „echten“ Zahlen auf dem Tisch liegen, werden die Gesichter lang. So auch jetzt. Denn die Ausgaben rund um Hartz IV liegen 450 Millionen Euro über der Schätzung.
76.000 Bedarfsgemeinschaften mehr
Prozentual betrachtet, ist die Abweichung von den im Haushalt angesetzten Zahlen eher marginal. Für das Arbeitslosengeld II liegen die Ausgaben etwa ein Prozent höher. Bei den Wohnkosten sind es dann immerhin schon drei Prozent. Wen wundert´s. Abgesehen vom Sozialsystem gehören schließlich auch die ständig steigenden Mieten zu einer der Großbaustellen der Bundesregierung.
Doch zurück zu den Zahlen. Ein Prozent mag nur wenig sein. Doch hinter diesem Prozentpünktchen stehen tausende Schicksale, die auf Hartz IV angewiesen sind – und zwar tausende mehr als angenommen. Konkret beläuft sich die Abweichung auf etwa 76.000 Bedarfsgemeinschaften und 107.000 erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Das ist ganz gewiss kein Pappenstiel, sondern ein deutliches Zeichen dafür, dass etwas falsch läuft.
27,8 Milliarden Euro für Hartz IV
Bemerkbar macht sich die Fehleinschätzung auch in der Kasse. Unter dem Strich stehen 250 Millionen Euro mehr für die Position „Arbeitslosengeld II“ und knapp 200 Millionen für die Beteiligung des Bundes an den Unterkunfts- und Heizungskosten. Insgesamt ergibt sich daraus ein Mehraufwand von rund 450 Millionen Euro.
Das Hartz IV System in Gänze kostet den Staat in diesem Jahr rund 27,8 Milliarden Euro, so die „Bild“. Unterstützung erhalten laut aktueller Zahlen des Bundesarbeitsministeriums rund 3,1 Millionen Hartz IV Bedarfsgemeinschaften und 4,2 Millionen erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Auf diese Daten und vor allem den Anstieg der Betroffenenzahlen geht in der Hartz IV Debatte bislang übrigens noch keiner der Kontrahenten ein.
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