Das dicke Ende kommt noch. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) stimmt die Bürger auf harte Zeiten ein und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) fordert zum Energiesparen auf. Leichter gesagt als getan. Vor allem, wenn man sich als Hartz IV Bedürftiger mit alten Geräten – auch als Stromfresser bekannt – und schlecht gedämmten Wohnungen herumärgern muss. Denn sparen auf Energieklasse-A-Geräte ist dank der Inflation schon lange nicht mehr drin.
VdK fordert finanzielle Entlastung
Auf diese Probleme hat jüngst der Sozialverband VdK Deutschland hingewiesen. Er fordert eine finanzielle Entlastung für Grundsicherungsempfänger. Denkbar sei zum Beispiel, die „Weiße Ware“, also Kühlschrank und Co. aus dem Hartz IV Regelsatz herauszulösen.
27,35 Euro für neue Geräte
In der Grundsicherung für einen Single in Höhe von 449 Euro pro Monat sind aktuell 27,35 Euro für Innenausstattung, Haushaltsgeräte, Haushaltsgegenstände und Haushaltsführung vorgesehen. Da kann sich jeder ausrechnen, wie lange es dauert, bis man sich einen neuen, energiesparenden Kühlschrank kaufen kann – ganz zu schweigen von der Waschmaschine und dem Trockner.
Strompreise klettern immer weiter
Hinzu kommt, dass der Strompreis derzeit nur eine Richtung kennt: nach oben. 36,48 Euro stehen einem alleinstehenden Hartz IV Bedürftigen monatlich für Strom zur Verfügung. Die tatsächlichen Stromkosten bewegen sich für einen Einpersonenhaushalt in Berlin bei mindestens 47 Euro. Die Differenz muss an anderer Stelle gespart werden.
Energiekosten treiben Hartz IV Bedürftige in die Obdachlosigkeit
Lebensmittelpreise fressen die Grundsicherung
Noch gravierender sind die finanziellen Auswirkungen der Inflation im Bereich Lebensmittel. Hier reicht der Hartz IV Satz schon lange nicht mehr aus. Und da auch die Tafeln immer weniger Ware erhalten, bleibt der Kühlschrank eben leer oder man streicht andere Ausgaben zusammen – sofern das überhaupt noch möglich ist.
200 Euro Hartz-IV Bonus deckt Inflation bei Lebensmitteln nicht
Hartz IV Bedürftige können nicht sparen
Kurzum: Da Strom und Lebensmittel inzwischen weit mehr kosten, als im Hartz IV Satz vorgesehen ist, bleibt Sparen reines Wunschdenken. „Es ist unmöglich, dass arme Haushalte die Kosten für den sparsamen Kühlschrank, die Wasch- oder Spülmaschine aus dem Regelsatz bezahlen“, sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele.
Stromsperren drohen
Für viele heißt das auch: Sie können die Stromrechnung nicht mehr begleichen. Die Angst bei Hartz IV Bedürftigen, Rentnerinnen und Rentnern sowie Familien mit prekärem Einkommen, irgendwann im Dunkeln zu sitzen, ist nicht unbegründet. Sozialverbände rechnen damit, dass immer mehr Haushalten mit einer Stromsperre gedroht wird.
Schlecht isolierte Wohnungen
Schwierig dürfte es auch sein, bei den Heizkosten zu sparen. „Wer von Grundsicherung lebt, hat kein Geld für eine gut isolierte Wohnung“, so der VdK. Von daher ist der Ansatz von Robert Habeck, dass alle Energie sparen sollen, gut gemeint, mehr aber auch nicht.
Probleme sind hinlänglich bekannt
Die finanziellen Schwierigkeiten aufgrund der hohen Energiekosten sind hinlänglich bekannt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert daher einen monatlichen Zuschlag für Hartz IV Bedürftige. Darüber hinaus soll es einen Preisdeckel für den Grundbedarf von Strom und Gas geben. Damit möchte der DGB zum Energiesparen anregen. Das führt uns wieder an den Punkt und zu der Frage: Wo und wie sollen Hartz IV Bedürftige Energie sparen, wenn die Grundlagen nicht stimmen?
Bild: Sinuswelle/ shutterstock.com