Deutschlandweit leben etwa 2,7 Millionen Kinder von Hartz IV (ab 2023 Bürgergeld) oder stammen aus Familien mit geringem Einkommen. Für sie hat die Regierung das Bildungspaket geschnürt, bestehend aus Leistungen für Bildung und Teilhabe. Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass immer mehr Jungen und Mädchen Anspruch auf diese Hilfe haben. In einigen Regionen gilt das inzwischen für jedes vierte Kind.
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Jedes vierte Kind benötigt Unterstützung
Für den Kreis Mecklenburgische Seenplatte hat der Norddeutsche Rundfunk jetzt aktuelle Zahlen veröffentlicht. Von den 51.650 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 25 Jahren sind Stand heute 13.249 auf staatliche Hilfen angewiesen.
Das ist jedes vierte Kind. Allein in diesem Jahr sind 500 Kinder und Jugendliche hinzugekommen. „Für sie hat der Landkreis die Bildungskarte ausgegeben“, so der NDR.
Online: Bürgergeld Rechner
Info: Bildungskarte
Zur Information: Die Bildungskarte setzt auf einfache und unkomplizierte Art und Weise das Bildungs- und Teilhabepaket um. Hierunter fallen neben Angeboten von Vereinen, auch Kultur-, Freizeit und Nachhilfemaßnahmen.
Diese Leistungen können dann mittels einer elektronischen Karte in Anspruch genommen werden. Das gilt für Hartz IV Bedürftige sowie Haushalte, die Sozialhilfe oder Wohngeld erhalten.
Absurd: Kinderarmut mit weniger Bürgergeld bekämpfen
Hohe Dunkelziffer
Dass 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Kreis Mecklenburgische Seenplatte mit Geld für Schulmittel oder ein warmes Mittagessen unterstützt werden müssen, ist traurig genug. Die Realität dürfte jedoch weitaus drastischer sein.
„Es ist durchaus möglich, dass noch mehr Kinder anspruchsberechtigt sind, die Eltern aber keine Anträge stellen“, sagt Elke-Annette Schmidt (Die Linke) vom Kreistag.
Jedes sechste Kind lebt von Hartz IV
Rein bezogen auf Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr zählt der Kreis 6.550 Jungen und Mädchen, die in Hartz IV Familien leben. Das ist jedes sechste Kind.
Kinderarmut: 2 Millionen Kinder benötigen Bürgergeld
Zwei Millionen Euro für die Bildungskarte
Angesichts der prekären Situation scheinen zwei Millionen Euro, die für Leistungen auf Basis der Bildungskarte investiert wurden, eher mager. Umgerechnet sind das 150 Euro je Kind, von denen Dreiviertel auf Mittagessen und Schulbedarf entfielen.
Andernorts liegen die Pro-Kopf-Kosten für die Bildungskarte deutlich höher bei über 400 Euro. Beispiel Schwerin: Hier sind es 462 Euro.
Armut hat sich verfestigt
Warum der Anteil der Bildungskarten-Inhaber im Kreis Mecklenburgische Seenplatte so hoch ist, versucht Peter Ritter (Die Linke) vom Jugendhilfeausschuss zu erklären:
„Seit der Einführung von Hartz IV hat sich Armut, vor allem Kinderarmut, nunmehr seit Generationen verfestigt.“
Dadurch gerieten die Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe schnell an ihre Grenzen.
„So oder so, dass in einem so reichen Land wie der Bundesrepublik so viele Kinder in Armut oder an der Armutsgrenze leben ist ein Skandal“, sagt Peter Ritter.
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