Davon, dass die Dämme brechen, kann zwar noch nicht die Rede sein. Doch die Hartz-IV-Kritik aus den eigenen Reihen nimmt stetig zu. Jetzt hat sich auch der Geschäftsführer des Jobcenters Saalfeld-Rudolstadt zu Wort gemeldet. „Hartz IV ist als Gesetz unglaublich schlecht gemacht“, sagt Uwe-Jens Kremlischka im Gespräch mit der Ostthüringer Zeitung.
Verquaste Mitteilungen und Bescheide
Der Mann redet Tacheles. Ihm geht es nicht ausschließlich um das Thema Sanktionen, das derzeit besonders heftig hochkocht. Er sieht generellen Handlungsbedarf im Sozialsystem. Denn statt die Bescheide einfacher und verständlicher zu gestalten, sei alles nur noch verquaster geworden. Als am schlimmsten empfindet er jedoch die Anträge auf Hartz IV.
Ein weiterer Punkt auf seiner Kritikliste: „die ausufernde Differenzierung“. Uwe-Jens Kremlischka spricht sich stattdessen für gestufte Pauschalsätze aus, die dann sowohl das Wohngeld als auch den Heizkostenzuschuss betreffen. Derzeit müsse jeder Quadratmeter und jedes Streichholz berücksichtigt werden. Mit diesem System würden jene belohnt, die Energie verschwenden und nicht jene, die Energie sparen. „Das ist doch verrückt“, so der Jobcenter-Chef.
Mehr Zeit für Beratung
Von den Sanktionen seien, erklärt Uwe-Jens Kremlischka, vor allem Wiederholungs-Sünder betroffen. „Die große Masse sind seit Jahren Meldeverstöße“, betont er.
„Wenn jemand sagt: Tut mir leid, ich habe es verschwitzt, kommt nicht wieder vor – dann geben wir ihm auch die Chance, sein Versprechen einzulösen“,
macht der Jobcenter-Geschäftsführer deutlich.
Sein Vorschlag zu möglichen Sanktionen: Wenn Termine wiederholt nicht wahrgenommen werden und damit die Botschaft vermittelt werde, man brauche oder wolle das Jobcenter nicht mehr, sollten die Leistungen eingestellt werden und das Jobcenter den Betroffenen nicht länger hinterherlaufen. Dadurch ließe sich viel Aufwand sparen und könne man mehr Zeit für die Hartz-IV-Empfänger aufbringen, die in Arbeit kommen wollen.
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