Kriminelle Energie in Zusammenhang mit Bürgergeld traut man vermeintlich nur Clans und Betroffenen zu. Dass die Täter auch auf der anderen Seite des Schreibtisches sitzen und eigentlich helfen sollten, möchte man hingegen nicht wahrhaben. Welche Ausmaße der Bürgergeld Betrug eines Jobcenter-Mitarbeiters haben kann, zeigt ein Prozess, der am Amtsgericht Osnabrück geführt wurde.
Sozialamt-Mitarbeiter veruntreuen 418.000 Euro
Sachbearbeiter zockt Bürgergeld Bedürftige ab
Auf der Anklagebank saß ein 44 Jahre alter Leistungssachbearbeiter des Jobcenters. Ihm wurde „in sieben Fällen Bestechlichkeit in einem besonders schweren Fall in Tateinheit mit gewerbsmäßiger Untreue vorgeworfen“.
Zu wenig Bürgergeld ausgezahlt
Zunächst einmal habe der Jobcenter-Mitarbeiter einem Bedürftigen für zwei Monate (Januar und Februar) die Leistungen gekürzt und somit weniger ausgezahlt. Als der Betroffen sich meldete, schlug der Sachbearbeiter vor, wieder den vollen Satz zu gewähren, wenn man sich die Differenz teile. Daraufhin sollen 380 Euro an den Mitarbeiter gezahlt worden seien.
An zu hoher Kostenerstattung beteiligt
Im März und April wiederum bewilligte der Jobcenter-Mitarbeiter dem Hilfebedürftigen eine zu hohe Kostenerstattung, davon ließ er sich 140 und 200 Euro auszahlen. Ähnliche „Deals“ habe es mit einer Frau gegeben. Hier summierte sich 2.200 Euro zugunsten des Sachbearbeiters.
Kasse der Ratsfraktion geplündert
Das Geld, das der 44-Jährige zu viel an die Bürgergeld Bedürftigen gezahlt und dann anteilig für sich gefordert hatte, reichte offenbar nicht aus. Zusätzlich hat sich der Angeklagte mit 200 Euro aus der Barkasse einer Ratsfraktion bereichert.
Willkür statt Hilfe: Wenn das Bürgergeld am befangenen Sachbearbeiter scheitert
Nicht alle über einen Kamm scheren
Auch wenn die Erfahrungen belegen, dass einige Jobcenter-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter durchaus gerne ihre Macht demonstrieren und missbrauchen, darf man nicht alle über einen Kamm scheren. Der oben genannte Sachverhalt demonstriert einen Extremfall. Auf der anderen Seite gibt es auch Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter, die wirklich helfen wollen. Wichtig wäre, wenn mit dem Bürgergeld auch großflächig ein Selbstverständnis in den Behörden Einzug halten würde. Eines, bei dem Zusammenarbeit auf Augenhöhe – wie ursprünglich mit dem Bürgergeld gewünscht – auch Realität ist.
Titelbild: Bits And Splits / shutterstock