Es ist eine positive Entwicklung, aber ganz gewiss keine, die zum Ausruhen einlädt: Erstmals seit Jahren ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in Hartz IV Haushalten leben, gesunken. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit listete im Dezember 2018 rund 1,95 Millionen Betroffene auf. Das entspricht einem Rückgang um 75.000 im Vergleich zum Vorjahr.
1,95 Millionen Betroffene
Eine Sprecherin der Behörde sieht einen Grund für die geringere Zahl an minderjährigen Hartz IV Empfängern in der Entwicklung am Arbeitsmarkt. Davon profitierten auch Kinder. Zudem läge der Fokus der Jobcenter inzwischen verstärkt auf Alleinerziehenden und Familien. Punkt drei, der zum Rückgang beitrug, sei die Tatsache, dass generell weniger Menschen Grundsicherung bezögen.
Das mag alles zutreffen. 1,95 Millionen Betroffene sind allerdings 1,95 Millionen Hartz IV Kinder zu viel. Deshalb mahnt der Fraktionschef der Linken, Dietmar Bartsch:
„Es gibt keinen Grund zur Entwarnung beim Thema Kinderarmut.“
Man müsse weiterhin entschlossen dagegen vorgehen, damit „in unserem reichen Land“ jedes Kind die gleichen Chancen habe.
Höchster Anteil in Bremen
Die größten Probleme mit Kinderarmut gibt es in Bremen. Hier ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die Hartz IV erhalten, am höchsten. Auch in Berlin lebt fast jedes dritte Kind von der Grundsicherung. Ähnlich verhält es sich in vielen Städten in Nordrhein-Westfalen, etwa in Essen, Herne und Duisburg.
„Gerade im Ruhrgebiet ist die Kinderarmut nach wie vor erschreckend hoch, es gibt keinen Grund sich zurückzulehnen“, sagt Carsten Ohm vom Sozialverband VdK in NRW. Er fordert von der Politik neben mehr bezahlbarem Wohnraum auch mehr Engagement für Alleinerziehende, die es besonders schwer hätten, aus Hartz IV herauszukommen. „Was Alleinerziehende vor allem brauchen, sind bessere Möglichkeiten zur Kinderbetreuung“, so der Experte.
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