Das Maß ist voll. Die jahrelange Kleinrechnung der Hartz IV Bedarfe hat zur Ausgrenzung aller Leistungsbezieher beigetragen. Darunter leiden besonders Kinder und Jugendliche, erklärt das Deutsche Kinderhilfswerk und spricht sich offen gegen das System Hartz IV aus.
Kinderarmut: 2,8 Millionen Kinder betroffen
Deutschland hat ein schmutziges Geheimnis. Ein Geheimnis, das von Politik und Wirtschaft am liebsten kleingeredet oder gänzlich unter den Teppich gekehrt wird – Kinderarmut. Einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge leben 2,8 Millionen Kinder und Jugendlich der Bundesrepublik in Armut. Ein wesentlicher Faktor dabei: Hartz IV.
Hartz IV „zementiert“ Kinderarmut
Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert die Regierung nun auf, endlich zu handeln:
„Durch die Neuberechnung der Hartz-IV-Regelsätze für Kinder und Jugendliche wird Kinderarmut in Deutschland nicht beseitigt, sondern sie wird sogar zementiert“, erklärt Holger Hofmann, Geschäftsführer der Kinderrechtsorganisation.
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Berechnung der Hartz IV Bedarfe ungenügend
Besonders die viel zu niedrigen Verbrauchsausgaben, auf deren Basis der Regelbedarf letztendlich berechnet wird, sind Hofmann ein Dorn im Auge:
„Die vorgesehenen Erhöhungen sehen nur auf den ersten Blick gut aus, bei genauerem Hinsehen sind sie ein armutspolitischer Skandal. 8,92 Euro monatlich für Kinderschuhe, 1,75 Euro für Toilettenpapier und Papiertaschentücher oder 3,92 Euro für einen Friseurbesuch: Diese Einzelposten zeigen, dass die Regelsätze mit der Realität so gut wie nichts zu tun haben. Und dass für ein Fahrrad, eine Uhr oder ein Musikinstrument kein einziger Cent vorgesehen ist, spricht Bände“.
Die im Regelbedarfsermittlungsgesetz (RBEG) vermerkten Verbrauchsausgaben für 6-bis 13-Jährige bestätigen Hofmanns Eindruck weiter:
Bedarf für | 6 bis 13 Jahre | |
Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke | 118,02 Euro | |
Bekleidung und Schuhe | 36,49 Euro | |
Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung | 13,90 Euro | |
Innenaussattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände | 12,89 Euro | |
Gesundheitspflege | 7,94 Euro | |
Verkehr | 23,99 Euro | |
Nachrichtenübermittlung | 26,10 Euro | |
Freizeit, Unterhaltung, Kultur | 43,13 Euro | |
Bildungswesen | 1,56 Euro | |
Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen | 6,81 Euro | |
Andere Waren und Dienstleistungen | 10,34 Euro |
Kinderhilfswerk: Regierung muss aktiv werden!
Es muss sich endlich etwas tun, findet das Kinderhilfswerk und fordert daher eine grundlegende Reform der Regelsatzberechnung. Die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen müssten „bedarfs- und realitätsgerecht“ bestimmt werden, ohne ihre Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben aus den Augen zu verlieren. Bund, Länder und Kommunen müssten nun wirksame Maßnahmen ergreifen, um dem Thema Kinderarmut „die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdient“.
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