Dass ärmere Haushalte derzeit am Essen sparen und Bürgergeld Bedürftige hungern, wird gerne als Mär und völlig übertrieben dargestellt. Berichte darüber gelten als linke Propaganda. Wenn nun aber nicht Betroffene und Sozialverbände das Thema aufgreifen, sondern der Einzelhandel, sollte eines klar sein: Die Lage ist ernst. Die Geschäfte haben derzeit mit starken Umsatzrückgängen zu kämpfen und sehen einen Grund in der fallenden Kaufkraft, gerade bei Armutsbetroffenen.
Preise sind um ein Viertel höher
Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Zucker, Brot, Eier und Öl sind inzwischen mehrere Monate um fast ein Viertel höher als vor einem Jahr. Das sorgt für einen massiven Verlust der Kaufkraft, den auch der Einzelhandel zu spüren bekommt. Konkret: Laut Statistischem Bundesamt handelt es sich um den
„stärksten Umsatzrückgang zum Vorjahresmonat seit Beginn der Zeitreihe“.
Das sei 1994 gewesen.
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Kaufkraftverlust trifft vor allem Ärmere
Als eine Ursache sehen die Statistiker die hohen Nahrungsmittelpreise, deren Teuerung dreimal höher ausfällt als die Gesamtinflation. Bestätigt wird diese Aussage vom wissenschaftlichen Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, und dem Dachverband des Handels (HDE). Die hohe Inflation drücke auf die Ausgabebereitschaft.
Bedenkliche Entwicklung
Die Folgen für den Einzelhandel gingen mit einer „bedenklichen Entwicklung“ einher, erklärte Sebastian Dullien dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Es sei
„davon auszugehen, dass besonders ärmere Familien, die ohnehin oft qualitativ schlechtere Nahrungsmittel kaufen, nun noch einmal weiter sparen“.
Der Grund dafür ist simpel: Familien mit geringem Einkommen, ebenso Rentner und Bürgergeld Bedürftige, litten seit dem Anziehen der Inflation Anfang des Jahres 2022 stärker unter der Teuerung als Besserverdiener. Denn die Reallöhne seien im vorigen Jahr um vier Prozent gefallen. Ebenfalls ein neuer Negativrekord.
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Lebensmittel bleiben weiterhin teuer
Besserung ist derzeit nicht in Sicht. Laut Statistischem Bundesamt steigen die Nahrungsmittelpreise aufgrund höherer Erzeugerpreise weiter. Diese kämen leicht abgemildert und verzögert bei den Verbrauchern an. Damit bleiben die Probleme bestehen.
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