Der Blick ins Portemonnaie oder den Kühlschrank lässt derzeit viele Menschen verzweifeln. Gerade zum Monatsende ist die Not am größten. Dann geht meist nichts mehr. Die Tage bis zur Auszahlung des Bürgergelds, der Mini-Rente oder des Lohns werden zur Herausforderung. Armutsbetroffene sind teils gezwungen, zu hungern. Das belastet den Körper und die Seele. Die ständigen Geldsorgen machen krank.
Ebbe in der Kasse
Das Wochenende steht bevor, die letzten Tage des April 2023. Während Besserverdiener sich auf ein langes Wochenende und den Tanz in den Mai freuen, mehren sich auf Twitter die Stimmen derer, bei denen es schon lange heißt, „nichts geht mehr“.
Die schlimmsten Tage des Monats
User „anzmeer“ nennt es für Betroffene die schlimmsten Tage des Monats. Leerer Kühlschrank, nicht genug Geld für Brot oder andere Grundnahrungsmittel.
„Diese Menschen bleiben also oft zuhause, vielleicht sogar im Bett (wenig Energie verbrauchen), warten, dass die Stunden endlich rum sind“,
ist im Tweet zu lesen. Damit Kinder zumindest ein Pausenbrot haben, hungerten die Eltern. Das sei die Realität bei Bürgergeld und Grundsicherung.
Bundesregierung lehnt Hilfe für Bürgergeld-Bedürftige ab
Teuerung betrifft alle
Wäre es ein Einzelfall, gäbe es nicht mehrere Antworten, die genau diese Situation bestätigen.
„Das kenne ich auch“,
„hatten wir die letzten Monate“
oder
„danke, dass du es aussprichst“,
schreiben Betroffene. Diese Probleme ziehen immer größere Kreise. Nicht nur Bürgergeld Bedürftige, auch Rentnerinnen und Rentner sowie Menschen aus der Mittelschicht wissen dank der Teuerung nicht mehr ein noch aus.
Schlaflose Nächte
Der Verein Sanktionsfrei schildert immer wieder solche Fälle. Aktuell berichtet Gründerin, Helena Steinhaus, von N. und ihren Kindern.
„Ich kann nachts nicht schlafen, weil ich überlege, wo ich was irgendwie herbekommen kann“,
erklärt sie. Sie habe keinen Cent mehr. Die Hilfe des Vereins hilft zwar für den Moment. Das eigentliche Problem aber bleibt.
Betroffen seien, so Sanktionsfrei, vor allem alleinerziehende Frauen. Je mehr Personen eine Bedarfsgemeinschaft habe, desto weniger bleibe für den Einzelnen. Das gilt ebenso für Familien.
Haushalten wird immer schwerer
Kritiker, die Armutsbetroffene und Bürgergeld Bedürftige nur allzu gerne belehren, werden jetzt vermutlich Kurse zum richtigen Haushalten mit dem Regelbedarf empfehlen. Ihnen sei gesagt: Menschen, die über Jahre hinweg am Existenzminimum leben, entwickeln sich zu wahren Meistern darin, auch mit geringen finanziellen Mitteln auszukommen.
Armut erreicht die Mittelschicht
Wenn aber der Stromabschlag ständig steigt, Lebensmittel mit jedem Einkauf teurer werden – obwohl die allgemeine Inflation ein wenig auf dem Rückzug ist – kann man noch so sehr haushalten. Dann ist der Gürtel irgendwann so eng, dass keine Luft zum Leben bleibt. Diese Erfahrung machen gerade auch Menschen, die sonst noch ein paar Euro vom Gehalt auf die hohe Kante legen konnten.
Inflation bricht Bürgergeld-Empfängern das Genick
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