4,57 Prozent mehr Rente seit Juli 2024. Klingt nach einem satten Plus und vollen Portemonnaies. Doch die Rentenerhöhung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Deutschland über 18 Prozent aller Rentnerinnen und Rentner armutsgefährdet sind – allen voran Frauen mit einer Quote von über 20 Prozent. Viele scheuen sich, Hilfe in Anspruch zu nehmen, oder wissen gar nicht, dass ihnen Hilfe zusteht – in Form des Wohngelds oder der Grundsicherung im Alter.
Altersarmut bleibt unter dem Radar
Dass die Rente nicht zum Leben reicht, obwohl man Vollzeit gearbeitet hat, mag für viele unvorstellbar klingen, ist aber Realität und wird in Zukunft aufgrund der vielen prekären Jobs noch weiter zunehmen. Daraus resultiert eine wachsende Altersarmut. Nur leider bewegt sich dieses Thema sowohl politisch als auch medial weitgehend unter dem Radar.
25 Prozent der Tafelkunden sind Rentner
Glücklicherweise gibt es mit den Tafeln und den Sozialverbänden Organisationen, die regelmäßig auf das Problem Altersarmut und Rente aufmerksam machen. Die Tafeln, bei denen inzwischen über zwei Millionen Menschen für Lebensmittel anstehen, haben erst kürzlich Zahlen genannt. Demnach ist ein Viertel der Kunden Rentner. „Sie beziehen geringe Renten oder Grundsicherung“, so der Vorsitzende der Tafel Deutschland, Andreas Steppuhn. Daran änderten auch die Rentenerhöhungen nichts. Daher gehen die Tafeln davon aus, dass die Zahl älterer Hilfesuchender weiter steigen wird.
Sozialleistungen für Rentner
Da die Politik vermutlich nicht oder erst viel zu spät reagiert, bleiben Betroffenen derzeit zwei Optionen, um die zu niedrige Rente aufzustocken. Das Problem: Vielen ist gar nicht bewusst, welche Leistungen sie beantragen können. Auch hier ist die Politik gefragt, mehr Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, damit soziale Hilfestellungen auch jene erreichen, die sie dringend benötigen.
Wohngeld
Das gilt bei Seniorinnen und Senioren in erster Linie für das Wohngeld – möglich sowohl bei Miete als auch Eigentum. Auf diese Sozialleistung besteht ein rechtlicher Anspruch – sofern die Voraussetzungen erfüllt sind. Ob und in welcher Höhe Wohngeld möglich ist, kann jederzeit kostenlos über den Wohngeldrechner von wohngeld.org berechnet werden.
Welche Bedeutung das Wohngeld für Rentner hat, unterstreichen die Statistiken: Laut Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sind 48 Prozent der Wohngeldempfänger im Rentenalter. Im Schnitt betrug der Wohngeldanspruch im Dezember 2023 bundesweit 189 Euro monatlich.
Grundsicherung im Alter
Wenn Rente und Wohngeld zusammen nicht ausreichen, um das Existenzminimum zu sichern, bleibt noch die Option, Grundsicherung im Alter zu beantragen. Das Bürgergeld scheidet aus, weil eine Voraussetzung für die Bewilligung die Erwerbsfähigkeit ist. Das trifft auf Rentner eben nicht zu. Gleichwohl wird die Grundsicherung im Alter häufig als Bürgergeld für Rentner bezeichnet. Denn von der Höhe her unterscheiden sich die Leistungen nicht – allerdings gibt es deutliche Unterschiede etwa beim Schonvermögen. Auch hier belegen die offiziellen Zahlen, dass Grundsicherung im Alter keine Ausnahmeerscheinung ist. Im Dezember 2023 waren es 689.590 Empfängerinnen und Empfänger.
Rente: Immer mehr Rentner müssen mit Grundsicherung aufstocken
Hohe Dunkelziffer
Anspruch auf Wohngeld oder Grundsicherung im Alter haben vermutlich weit mehr Betroffene. Hier müsste die Hürde aus Scham und Angst gezielter abgebaut werden. Niemand sollte herumkrebsen müssen, weil die Rente nicht reicht und die Angst überwiegt, bei einer Behörde Hilfe zu beantragen.
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