Ein Fünftel der Rentner in Deutschland war im Jahr 2023 armutsgefährdet, wie aus neuen Zahlen der Bundesregierung hervorgeht. Die Quote lag bundesweit bei 18,4 Prozent, wobei Frauen mit 20,2 Prozent ein noch höheres Risiko aufweisen als Männer. Diese alarmierenden Zahlen basieren auf einer Auswertung der Statistiken der Deutschen Rentenversicherung sowie von Eurostat und wurden im Rahmen einer Anfrage der Linken im Bundestag veröffentlicht.
Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der Armutsgefährdung bei älteren Menschen in den letzten Jahren. Seit 2014 ist die Quote der armutsgefährdeten Menschen über 65 Jahren um mehr als elf Prozent gestiegen. Im Jahr 2020 erreichte diese Gefährdung mit 20 Prozent einen Höchststand, was teilweise auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückgeführt wird.
Bald über 100 Euro weniger Rente? Millionen Frauen betroffen!
Regionale Ubterschiede
Die Situation ist in Ostdeutschland und bei Frauen besonders prekär. In Thüringen etwa liegt der Anteil der Rentner mit langen Versicherungszeiten, die dennoch weniger als 1.250 Euro monatlich erhalten, bei 43,2 Prozent. Auch bundesweit leben 1,6 Millionen Frauen mit einer Rente von lediglich 954 Euro. Diese regionalen und geschlechtsspezifischen Unterschiede verdeutlichen die Ungleichheiten im deutschen Rentensystem.
Viele Rentner müssen arbeiten gehen
Die Altersarmut betrifft nicht nur diejenigen, die auf die gesetzliche Rente angewiesen sind. Über 1,3 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland arbeiten weiterhin, um über die Runden zu kommen. In Bayern beispielsweise gaben 30 Prozent der über 50-Jährigen an, dass sie auch nach Erreichen des Rentenalters arbeiten müssten, um einer finanziellen Notlage zu entgehen. Für viele ist ein Rentnerjob daher keine Option, sondern eine Notwendigkeit.
Rente reicht nicht – immer mehr Rentner auf Grundsicherung angewiesen
Forderungen nach Mindestrente
Politiker und Sozialverbände reagieren mit Kritik und Forderungen. Der Linken-Abgeordnete Matthias W. Birkwald fordert eine Mindestrente von 1.250 Euro netto. Er bezweifelt, dass viele der betroffenen Rentner die Rentenlücke mit betrieblicher oder privater Altersvorsorge schließen können, da diese auf niedrigen Löhnen basieren.
Auch der sozialpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Pascal Kober, sieht Handlungsbedarf und schlägt vor, Rentenansprüche für Grundsicherungsempfänger teilweise nicht anzurechnen. „Wer beispielsweise nur einen kleinen Rentenanspruch von 450 Euro hat, bekäme dann sofort 90 Euro mehr als derzeit“, so Kober. Er betonte, dass eine Stärkung der betrieblichen und privaten Altersvorsorge notwendig sei, um zukünftige Altersarmut zu bekämpfen.
Rente mit Wohngeld oder Grundsicherung im Alter aufstocken
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