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Studie: 1.200 Euro Bedingungsloses Grundeinkommen macht Menschen zufriedener

Wahlplakat bedingungsloses Grundeinkommen 1200 €

Das Bürgergeld ist weder fair noch existenzsichernd. Ob ein bedingungsloses Grundeinkommen als eine mögliche Alternative der bessere Weg wäre, wurde bislang nur auf dem Papier diskutiert. Jetzt gibt es zum Ende einer großangelegten Studie über drei Jahre erste handfeste Ergebnisse. Und die beweisen, was Befürworter schon lange proklamieren: Das bedingungslose Grundeinkommen hält Menschen nicht von der Arbeit ab, sondern verschafft Freiheit und Zufriedenheit.

Zwei Millionen Bewerber

Wie groß das Interesse am bedingungslosen Grundeinkommen ist, beweist die Zahl der Bewerber. Zwei Millionen Personen haben sich beworben. 122 von ihnen haben dann über drei Jahre hinweg monatlich 1.200 Euro erhalten. Verantwortlich für die Studie, deren Ergebnisse jetzt analysiert und im kommenden Jahr umfassend präsentiert werden sollen, sind das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und der Verein „Mein Grundeinkommen“.

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Erstes positives Fazit

Einer der Teilnehmer hat jetzt ein erstes, persönliches Fazit gezogen: Das bedingungslose Grundeinkommen habe sein Leben verändert, so der 28-jährige Rettungssanitäter. Er habe weiterhin gearbeitet, allerdings weniger. Vorher hatte er noch zwei Nebenjobs, um einen Kredit tilgen zu können. Das Geld habe ihn entscheidungsfreudiger gemacht – auch, weil er sich weniger Gedanken ums Geld machen musste.

Das Leben in die eigene Hand nehmen

Das entspricht den Erfahrungen, die der Verein „Mein Grundeinkommen“ schon zuvor gemacht hatte. Vereinsgründer Michael Bohmeyer erklärte dazu:

„Wir haben gelernt, dass die Menschen dadurch gar nicht faul werden.“

Stattdessen seien sie zufriedener im Job und hätten das Gefühl,

„ihr Leben selbst in der Hand zu haben“.

Mit der jetzt deutlich größer angelegten Studie soll genau das verifiziert werden.

Die Ideen der Parteien

Spannend sind die Ergebnisse auch für die Politik. Denn in den Fraktionen gibt es durchaus Fürsprecher, die ein bedingungsloses Grundeinkommen begrüßen würden. Bei den Grünen steht ein solcher Schritt sogar im Grundsatzprogramm, wobei das Grundeinkommen und dessen Auszahlung in das Steuersystem integriert werden sollen. Man vergleicht das System mit dem Kindergeld, das auch niemand infrage stelle.

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SPD und FDP sind kritisch

Jens Teutrine, Sprecher für Bürgergeld der FDP-Fraktion, hält ein bedingungsloses Grundeinkommen für unfair. Er spricht sich eher für eine negative Einkommenssteuer aus, sodass bis zu einem bestimmten Schwellenwert Leistungen erbracht und erst dann Steuern fällig werden. Ziel: Mehrarbeit soll sich lohnen. Auch die SPD erachtet das System eines bedingungslosen Grundeinkommens denen gegenüber, die arbeiten, für ungerecht.

Noch ist das BGE eine Utopie

Die Studie soll „ideologiebefreit“ klären, wie ein bedingungsloses Grundeinkommen sich auf das tägliche Leben auswirkt. Dass das Bürgergeld danach sofort über Bord geworfen wird, ist allerdings unwahrscheinlich. Perspektivisch sei eine

„unbürokratische Garantiezahlung als Basisausstattung des Sozialsystems“

denkbar, so DIW-Studienleiter Jürgen Schupp. Noch sei sie eine Utopie.

Quellen:

Bild: Stephan Dost/ shutterstock.com