Über eine Million Menschen in Deutschland sind inzwischen langzeitarbeitslos. Und der Negativ-Trend hält an. Die Auswirkungen der Corona-Krise am Arbeitsmarkt werden jetzt erst so richtig deutlich. Immer mehr Menschen sind auf Hartz IV angewiesen. Viele von ihnen hatten bislang keine Ahnung, wie eng man den Gürtel mit Grundsicherung schnüren muss.
Chancen am Arbeitsmarkt sinken
Das Kurzarbeitergeld konnte zwar für eine gewisse Stabilität sorgen, aber nicht verhindern, dass viele Menschen im Laufe der Corona-Pandemie ihren Job verloren. Das gilt auch für eine 51-Jährige aus Fürth. „Ich habe nie gewusst, wie Arbeitslosigkeit aussieht“, sagt sie. Und, bezogen auf Hartz IV: „Wenn ich jetzt merke, mit wie viel Geld man auskommen muss, dann schaue ich schon.“
Wie ihr ergeht es immer mehr Betroffenen. Wer ein Jahr oder länger keinen Job hatte, gilt als langzeitarbeitslos. Damit wird es auf Dauer immer schwerer, überhaupt wieder Fuß zu fassen. Denn: Lücken im Lebenslauf missfallen den meisten Arbeitgebern. Zudem schwinde das eigene Selbstbewusstsein, so Cornelia Lumpe von der Kontaktstelle für Arbeitslose in Erlangen.
Mit Hartz IV kommt das tiefe Loch
Während anfangs noch Arbeitslosengeld I gezahlt wird, folgt dann Hartz IV. Laut Cornelia Lumpe ist das ein harter Schnitt. „Es gibt viele Leute, die sagen: Ich habe zwanzig Jahre eingezahlt und dann bekomme ich nichts mehr.“ Dafür hätten viele kein Verständnis und fühlten sich im Regen stehengelassen.
Anstieg wird weiter anhalten
Vor Corona waren etwa 700.000 Menschen langzeitarbeitslos. Im Februar wurde die Millionengrenze überschritten, im April 2021 sind es sogar schon 1.068.664 laut Statistiken der Bundesagentur für Arbeit. Detlef Scheele, Chef der Bundesagentur für Arbeit, sieht derzeit kein Ende dieser Entwicklung.
„Ein Jahr Pandemie hat die Arbeit der Jobcenter der letzten drei Jahre vollständig zunichtegemacht“,
so seine Einschätzung. Dauerhaft von Hartz IV leben zu müssen, drohe vor allem Personen ohne Berufsabschluss. Doch auch Jüngere seien immer öfter von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen. Inzwischen sprechen Arbeitsmarktexperten bereits von Verfestigungstendenzen. Heißt: Die Zahl derer, die lange Zeit keine Arbeit finden, bleibt konstant hoch.
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